Bin ich zu alt für DAS Internet?
Okay. Verstanden. Das Alter spielt KEINE Rolle. Vermutlich jedenfalls nicht…. Nachdem mich einige meiner neuen Social-Media-Freunde liebevoll, aber mit Nachdruck ermahnt haben: „Vergiss es! Mit Alter hat das gar nix zu tun!“, mir wieder und wieder versichert wurde, dass keiner meiner neuen 20plus-Freunde sich als „digital native“ fühlt, obwohl sie auf mich alle so wirken, so sicher, so schlau… Als all das passierte und mir außerdem meine Google-Alert-Suche (ja, so schlau war ich dann doch!) in zwei Jahren gerade mal elf Treffer zum Suchbegriff „digital immigrants“ bescherte…. dann, ja dann begann ich allmählich zu glauben, dass das Alter wohl wirklich keine Rolle spielt. Ob und wie jemand mit den Social-Media-Kanälen umgeht, ist offenbar eher eine Frage von Temperament, Neugierde, Zeit und Selbstbewusstsein. Letzteres natürlich vor allem beim Sich-Zeigen… „Ist es nicht völlig blödsinnig, dieses Foto hier zu posten? Muss ich mich so ’nackig‘ machen?…So einen Text haben doch sicher schon Millionen user vor mir geschrieben, ich hab sie nur blöderweise nicht gefunden…“ Alles ganz logisch. Die einen trauen sich halt, die andren weniger. Die einen sind neugierig. Und machen einfach. Andre gucken jahrelang bestenfalls zu.
Und doch. Und doch. Ein gewisses Unbehagen blieb. Und bleibt.
Einige Alpträume später, in denen ich mich auf der Suche nach seinem Wirkungsprinzip in DEM Internet in traum-galaktischen Sphären heftig verlaufen habe, im Grunde immer auf der Suche nach einer Erkenntnis – „wie geht das nur? Was macht es mit mir? Wo kann ich mich hier festhalten? Ich be-greife es nicht!“, manche Fake-Accounts („Ich muss doch erst mal testen, bevor hier mein ‚guter Name‘ dreckig wird!“) und viele überflüssige, sinnlose Social-Media-Aktionen später, glaube ich endlich zu wissen, was es mit diesem Social-Media-Unbehagen auf sich hat. Nein, es ist gar nicht mal die Angst vor „Big Data“ und Co., es ist etwas viel Grundlegenderes.
Ich bin ja Buch-Mensch durch und durch. Und immer, wenn ich über Bücher und Internet nachdenke, frage ich mich: Wie bin ich vor Wiki, google und so überhaupt an Informationen gekommen? Meine Güte, war das aufwändig! Und trotzdem: Ich bin die, die alle Bücher gesammelt hat. Wild unterstrichen, mit Eselsohren und Anmerkungen, Krimis gern in der Badewanne gelesen – was man auch sieht. Egal: Das ist Leben, ich lebe mit Büchern und die Bücher mit mir. Nun glaube ich ja nicht, dass das Internet Bücher überflüssig machen wird. Es ist was anderes. Es ist das, was ich in meinen Alpträumen gesucht habe: das Reale. Das, was alle Sinne anspricht. Die wollen anfassen, riechen, werkeln, tasten, be-greifen… alles, was Sinne halt so tun.
Und mittlerweile bin ich ganz sicher: Nein, es liegt NICHT am Alter. Denn ich bin offensichtlich nicht allein mit meinem Unbehagen. Da gibt es hoch professionelle Social-Media-Arbeiter, die häkeln Monster. Oder Eulen. Oder müssen sich mehrmals die Woche frisch „pferden“ (was wörtlich zu verstehen ist…) Die backen, singen, tanzen oder kochen – und schreiben manchmal auch noch drüber – nur darum weiss ich das ja…. Okay, vielleicht überwiegen genau deshalb die Frauen in meinem „Freundeskreis“ – oder? Was machen Männer? Würde mich wirklich interessieren! Was tut ein Mann gegen das Unbehagen „im Internet“? Oder habt ihr das gar nicht, liebe Männer?
Was ich eigentlich sagen will: Mittlerweile bin ich sicher, dass das Übergewicht an Virtuellem in unsrem Leben (völlig unabhängig vom Alter!) in vielen von uns eine Sehnsucht nach dem „Echten“, dem Tast-, Fühl- und Riechbaren auslöst…
Wie geht es Euch denn? Fühlt Ihr Euch „im Internet“ behaglich? Falls nicht: Was tut Ihr dagegen?