Älterwerden mit Stil: klappt gemeinsam viel besser als allein

Älterwerden mit Stil: klappt gemeinsam viel besser als allein

Ich gebe zu: Immer, wenn ich den Namen Susanne Ackstaller höre (oder lese), denke ich zuerst an Netzwerke. Und zwar an große, bunte, aufregende, aktive, sich gegenseitig befruchtende. Daran ist sie selbst nicht unschuldig. Ich kannte sie schon aus dem Netzwerk wortstarker Frauen, dem texttreff – den es ohne sie gar nicht gäbe. Dann kam meine erste, recht intensive Begegnung mit ihr – als sie mich einlud, Teil ihrer Montagsinterviews auf texterella zu werden: Frauen über 40, über 50, über 60 … Sofort habe ich mich in dieses Gefühl verliebt, Teil einer großen, bunten, aufregenden, aktiven, sich gegenseitig befruchtenden Gruppe von Frauen zu sein. Das war ein aufregender Moment.

Jetzt ist ein Buch von ihr erschienen. Das setzt diesen Grundgedanken fort: Die beste Zeit für guten Stil heisst es. Zusatzgedanke: „ist jetzt. Nicht gestern. Nicht morgen. Jetzt.“ Ich musste nur darin blättern, schon war da wieder diese Gewissheit: Älterwerden mit Stil – das kann nur funktionieren, wenn es bunt, aufregend, aktiv ist, mit Menschen, die sich gegenseitig befruchten. Das ist meine Quintessenz aus dem Buch – denn genau das geschieht die ganze Zeit, auf jeder Seite. Wozu natürlich auch die Fotos von Martina Klein (mit stillsparkling.de selbst eine Bloggerin zum Thema …) und nicht zuletzt die Zeichnungen von Veronika Gruhl beitragen.

Doch der Reihe nach … Ich fange mal hinten an:

„Lassen Sie sich inspirieren!“

So ist das letzte Kapitel des Buches überschrieben. Da listet Ackstaller 52 Blogs von Frauen auf, die Stil, Älterwerden und Inspiration aus unterschiedlichen Blickwinkeln vereinen. Trotz meiner großen Nähe zur „Altersgruppe“ und dem Bloggen kannte ich bestenfalls zwei Drittel davon. Das fehlende Drittel kam bei seiner Entdeckung schon einer inspirierenden Reise durch jenen Teil der Bloggerwelt gleich, der mich immer schon fasziniert hat. Mich macht das glücklich: „Huch, da gibt es ja noch viel mehr von uns! Frauen, die ihren Weg gehen, sich zeigen, Neues ausdenken, das mit eigenen Gedanken, Bildern und in Kombination mit weiteren Themen beschreiben.“ Ja, das inspiriert mich.

Und wie sieht es mit den zwanzig äußerst konkreten Tipps aus, die Susanne Ackstaller – quer über das Buch verstreut – in ihrem „Styleguide“ vorstellt? Die reichen von „weißer Bluse“, „Barett“ (umgangssprachlich meist eher Baskenmütze genannt) bis zu Umhängetasche und Tüllrock. Dazwischen: Ballerina, Jeansjacke, Sneakers, Trenchcoat oder das kleine Schwarze. Genau: DAS kleine Schwarze! DIE weiße Bluse. Oder DER Trenchcoat. Das ist schon ein Kunststück für sich. Denn auf der einen Seite betont Ackstaller mehrfach, dass es weder DEN Stil noch DIE Faustformel für Stil geben kann. Auf der anderen Seite hat sie einen großen Teil all jener Klassiker benannt, die wohl nie aus der Mode kommen werden, vermutlich immer für Stil stehen werden … Eher unerwartete Dinge wie DER rote Lippenstift oder DIE Augenbrauen inklusive. Dass sie für all diese Dinge jeweils eine kleine Entstehungsgeschichte zusammengefasst hat, habe ich dankbar registriert – oft ist allein schon das inspirierend. Wer auf der Suche nach DER Jeansjacke oder anderen Teilen ist, nimmt sicher auch die Erwähnungen von Firmen dankbar zur Kenntnis, die jeden Eintrag mit „Wo kriegt man’s?“ abschließen. Da ist jede Leserin anders … Für manche ist es sicher so etwas wie „konkrete Inspiration“, für mich ging die allerdings an ganz anderen Stellen weiter. Nämlich mit den

Elf Porträts äußerst inspirierender Frauen

Da ist sie sofort wieder, die Susanne Ackstaller, die mich durch ihre Nähe zu so vielen anderen inspirierenden Menschen in ihren Bann zieht. Dass sie sich selbst dabei sehr  zurückhält – im ganzen Buch gibt es nur ein Foto von ihr – hat für mich ebenfalls viel mit Stil zu tun. Sie liebt manchmal Ausgefallenes, steht aber nicht im Vordergrund – außer auf Modefotos natürlich … da kann das ja gar nicht anders sein. Was ich sehr mag: Immer wieder blitzen ihre Geschichten auf. Etwa, wie sie durch ihre Großmutter, die Schneiderin war, mit Mode überhaupt erst in Berührung kam. Und was sich daraus entwickelt hat. Andere Frauen erzählen Ähnliches, mal mit elektrisch ratterndem Nähmaschinenmotor, mal mit mechanischem Tretmechanismus, oft nächtelang. Für alle resultiert daraus großer Respekt für alles, was mit Mode zu tun hat: Das ist nie schnell-billig-huihui Produziertes. Bei Mode mit Stil geht es für alle Interviewten auch um Beziehungen: zu Stoffen, zu Qualität und der eigenen Lebensgeschichte. Manche Kleidungsstücke sind vererbte Erinnerungen oder werden an Töchter weitergereicht. Damit relativiert sich der reine Konsumaspekt, der Mode immer unterstellt werden soll, sofort.

Susanne Ackstaller sagt das gleich zu Anfang des Buches deutlich: „Kleidung hat unsere Wertschätzung verdient.“ Von dieser Wertschätzung bis zum eigenen Stil ist es nur ein kleiner Schritt. Die Autorin und Medizinjournalistin Annette Bopp etwa bringt es so auf den Punkt: „Das Wichtigste rund um Stil, Mode und überhaupt Aussehen ist für mich Selbstvertrauen. Wenn ich mich gut angezogen fühle, dann bin ich schön. Dann strahle ich Selbstbewusstsein aus.“ Dieser Gedanke kehrt bei vielen Porträtierten – in Variationen – wieder. Noch ein Zitat, diesmal von Stylistin und Bloggerin Susanne Gundlach: „Stil ist viel mehr als eine bloße Hülle, sondern ein Teil der eigenen Persönlichkeit.“

Die Bandbreite der Porträtierten ist groß, das vielleicht wichtigste Auswahlkriterium benennt Online-Redakteurin Bibi Horst: „Meinen ureigenen Stil habe ich erst mit Mitte 40 entwickelt. Zu der Zeit fand ich endlich den Mut, mich von der Meinung anderer und auch von Modetrends zu lösen.“ Daneben gibt es  Frauen, die vermutlich noch nie im Leben einem (Mode-)Trend gefolgt sind. Die Malerin Etelka Kovacs-Koller etwa – ein Großteil ihrer Kleidung besteht aus Blaumännern, zum Arbeiten. Trotzdem liebt sie schöne Schuhe. Und Vivienne Westwood. Sie kann sich sogar vorstellen, dass wir in nicht allzu ferner Zukunft uns morgens unsere Kleidung von einem 3D-Drucker als recyclingfähiges Überraschungsgeschenk ausdrucken lassen. Warum auch nicht? Inspirierend sind solche Gedanken allemal.

Mein Fazit

Mit diesem Buch landen wir mitten in einer gar nicht so kleinen Gruppe aus Frauen, die allesamt aufregend, aktiv, inspirierend sind, ihren eigenen Kopf, ihr ureigenes Stilempfinden, eine Haltung haben. Und – eher nebenbei – auch noch älter werden. Diese Gemeinschaft fühlt sich ganz einfach gut an.

Und: Stil/Mode darf Spaß machen!

Ganz wichtig ist natürlich auch: Es gibt wirklich nie und nirgendwo DAS Patententrezept für Stil. Darum geht es an keiner Stelle. Die Autorin betont mehrfach: „mir geht es um Lebensfreude, gute Laune und ein wohlwollend-liebevolles Lächeln, wenn wir uns selbst im Spiegel begegnen. Mir geht es darum, dass wir uns selbst mögen – genauso wie wir sind und nicht anders.“

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Buch kaufen?

Überall, wo es Bücher gibt – oder direkt im Verlag Knesebeck. Daher stammt auch das Foto auf dieser Seite, das Buch habe ich allerdings selbst gekauft ….

Komplette Angabe:
Susanne Ackstaller, Martina Klein, Veronika Gruhl – Die beste Zeit für guten Stil. Fashion for Women. Not Girls. 176 Seiten, 25 Euro. ISBN 978-3-95728-444-0

Wer erst noch mal gucken möchte: Auf Susannes eigener Seite gibt es auch einige Blicke ins Buch, stellenweise mit eigenen Kommentaren. Hier.


 

3 Gedanken zu „Älterwerden mit Stil: klappt gemeinsam viel besser als allein

  1. Liebe Maria,

    ich danke dir von ganzem Herzen für diese schöne und einfühlsame Rezension, und dafür, dass du sie in diesen wunderbaren Gesamtkontext gestellt hast.

    Ganz liebe Grüße,

    Susi.

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