„Ich sehe meinen Blog eher als Blogzine“: Vorunruhestand von Helmut Achatz
„60, 61, 62, 63 … die Rente oder Pension nähert sich. Es bleiben noch wenige Jahre oder gar nur Monaten bis zum Ruhestand, bis die gesetzliche Rente fließt. Vorruhestand heißt diese Zwischenphase. Höchste Zeit, darüber nachzudenken, was dann passiert. Das gilt sowohl für Finanzen, Zeit, Beziehungen, Gesundheit und Lebenswandel. Die Einen fühlen sich erleichtert, die Anderen fallen in ein Loch. Was tun? Wie verhalten? Mit wem darüber reden? Genau die Themen greift dieser Blog auf. Das schließt Themen ein wie Gesundheit & Beauty, Reisen & Kultur, Essen & Trinken, Unterhaltung, Partnerschaft, Finanz & Vorsorge, Fitness & Wellness, Kreativität, Muße & Humor, Wohnen & Einrichten, Tipps & Tricks.“ So beschreibt Helmut Achatz sein „Blogzine“ auf unserer Plattform www.blogs50plus.de. Und ganz folgerichtig ist der Name: https://vorunruhestand.de/
Hallo Helmut, seit wann bloggst du eigentlich?
Seit Mai 2015
Gab es eine Idee, einen Traum, einen bestimmten Ansporn beim Start deines Blogs? Wenn ja: welchen?
Die Rente ist einer der größten Einschnitte im Leben, sozusagen eine Zäsur. Wie darauf vorbereiten? Niemand hat uns gesagt, wie das mit der Entberuflichung funktioniert. Als ich ein Blogger-Seminar besuchte, sollte ich mir ein Thema aussuchen. Was treibt mich um? Der Ausstieg aus dem Berufsleben und die Rente. Damals dachte ich mir – warum nicht genau das zum Thema machen eines Blogs?
Vorunruhestand: ein richtig großes Thema
Hat sich diese Idee „woandershin“ entwickelt als vorher gedacht? Wenn ja: wohin?
Das Thema ist weiter als ich dachte. Der Übergang bezieht sich ja auf die Arbeit, die auch Bestätigung war, auf das soziale Netz, auf den eigenen Körper und die Leiblichkeit, auf das Materielle und den Wert, den Sinn des Lebens.
„Nichts ist so interessant wie Sozialpolitik“
Blöde Frage … Aber noch mal ganz ausdrücklich: Spielt das Älterwerden bei der Auswahl der Themen für dich eine Rolle? Wenn ja: welche?
Eine ganz entscheidende. Für mich sind ja gerade alle Aspekte des Älterwerdens wichtig. Nicht von ungefähr kommen bei mir Gesundheitsthemen genau so vor wie Finanzaspekte sowie Lebensfragen – und dann ab und an mal ein Rezept, das mir am Herzen liegt. Nichts ist so interessant wie Sozialpolitik. Ich bin erstaunt, dass es den meisten wurscht ist. Erst, wenn sie persönlich davon betroffen werden, interessieren sie sich dafür. Die Gesetze, die Politiker aushecken, gehen uns alle was an.
Gibt es einen Zeitplan, einen inhaltlich „roten Faden“ für deine Blogbeiträge? So etwas wie einen Redaktionsplan?
Das Thema Rente & Co. spielen eine wichtige Rolle. In kaum einem anderen Lebensbereich passiert zurzeit soviel. Manches drängt sich mir geradezu auf. Da kommen leider andere Themen etwas zu kurz. Dann war da ja noch meine Tour de France, während der ich jeden Tag bloggte – also, ein selbst erzwungener Zeitplan.
Allein mit Bloggen ist es nicht getan …
Was ist mit dem Zeitfaktor? Wie viel Zeit pro Woche wendest du für deinen Blog auf? Kommt dir das manchmal auch zu viel vor?
Ich sitze manchmal in einer Woche sicher stundenlang an meinem Blog – und versuche, die Abrufzahlen nach oben zu bringen. Es ist ja mit Bloggen nicht getan. Wenn es mir nicht Spaß machen würde, säße ich sicher nicht so lang dran.
Ist dein Blog rein privat oder gibt es berufliche Themen, Ziele, Wünsche, die sich in deinen Blogbeiträgen spiegeln? Spürst du da manchmal den „Spagat“ zwischen privat und öffentlich – und wie gehst du damit um?
Mein Blog spiegelt meine Meinung wider. Ich finde, dass unser Rentensystem – und teilweise unser Sozialsystem – miserabel gemanangt wird. Das ärgert mich. Aus dem Ärger erwachsen einige Blog-Beiträge. Meine Tour de France wiederum ist rein persönlich. Das sind meine Erfahrungen und Erlebnisse während dieser Tour. Also ein Mix aus beidem. Die Ich-Form kommt bei mir, abgesehen von den Tour-Berichten, fast nie vor. Ich sehe meinen Blog auch eher als ein Blogzine. Sorry, wenn ich immer „der“ Blog sage – „das“ fällt mir schwer. (Geht mir genauso … Anmerkung Maria). Für mich ist mein Blog eben eher kein Tagebuch, wie es der Definition entspricht.
An welchen Punkten sagst/denkst du: „Ich bin erfolgreich mit meinem Blog“? Oder ist Erfolg gar kein Kriterium für dich?
Klar, analysiere natürlich meine Abrufzahlen. Mit Jetpack und Google Analytics geht das ja sehr gut. Ich merke auch anhand der Kommentare, wie relevant oder nicht-relevant meine Themen sind. Ich werde auch schon mal zu der einen oder anderen Veranstaltung eingeladen. Ich empfinde das als Erfolg.
Wie sieht es aus mit der Technik: Hattest – oder hast du – manchmal technische Schwierigkeiten? Wie löst du die?
Ich habe zum Glück jemand in der Familie, der sich sehr gut auskennt. Wenn ich mal nicht weiterweiß, dann rufe ich ihn an. Allerdings habe ich mir auch viel selbst beigebracht und in den Jahren gelernt.
Vom Blog zur Tour de France
Ich denke ja: Bloggen geht nicht ohne gute Netzwerke. Wie siehst du das, was tust du dafür?
Richtig, netzwerken ist wichtig bei der Bloggerei. Ich bin im Münchner Bloggerstammtisch, bei den Finanzbloggern, bei den Ironbloggern, bei Blogs50plus. Ich habe aber auch einige wertvolle persönliche Kontakte zu anderen Bloggern.
Hast du noch Pläne für die Zukunft deines Blogs? Neue Projekte im Auge? Verrätst du uns die?
Hm, ja. Ich sitze an meinem Buch „Tour de France für alte Knacker – Vom Job in die Rente“. Die ersten 40 Seiten habe ich schon. Das Buch lebt ein ganzes Stück von meinem Blog.
„Wir müssen früh anfangen, alt zu werden“
Mal ganz unabhängig vom Bloggen: Was ist dein Lieblingsgedanke zum Thema Älterwerden?
Mir fällt da ein Satz des dänischen Philosophen Søren Kierkegaard ein: “Leben muss rückwärts verstanden, aber vorwärts gelebt werden.“ Ich frage mich manchmal, ob ich rückblickend gesehen, irgendetwas hätte anders machen sollen oder wollen und stelle fest, dass es ganz gut gelaufen ist. Ich habe viel richtig und wenig falsch gemacht. Da fällt mir noch ein Gedanke ein: Wir müssen früh anfangen, alt zu werden. Das heißt umgekehrt, die Jugendsünden holen uns irgendwann im Alter ein. Wer es zu wild getrieben hat, wird es im Alter merken. Ich hatte das Glück, in eine Zeit hineingeboren worden zu sein, in der es meist aufwärts ging und einer Berufung nachgegangen zu sein, die mich auch noch im Alter ausfüllt. Ich finde es dann manchmal traurig, wie andere ihr Leben mit Füßen treten. Aber, vielleicht ist das ja nur Überheblichkeit.
3 Gedanken zu „„Ich sehe meinen Blog eher als Blogzine“: Vorunruhestand von Helmut Achatz“
Liebe Maria,
vielen Dank für das Interview. Ich bin immer wieder gespannt, wen du als nächstes zu Wort kommen lässt. Es ist eine Freude zu lesen, was andere aus unserer Altersgruppe zum Bloggen gebracht hat.
Heitere Grüße aus Bayern
Lieber Helmut,
keine Ursache – macht mir ja selbst auch viel Spaß! Und hast du gesehen, dass ich (extra für dich 😉 mit Wolfgang Schiele gleich einen weiteren Mann unseres Netzwerks vorstelle? War eigentlich ZUfall. Aber ich finde es ganz gut, auf diese Weise mal zeigen zu können, dass wirklich nicht nur Frauen 50plus bloggen …
Sommerlich-sonnige Grüße aus dem Rheinland,
Maria