Das Prinzip „Liebster Award“: bescheuert oder genial? Und zwei tolle Frauen…

Das Prinzip „Liebster Award“: bescheuert oder genial? Und zwei tolle Frauen…

Fast bin ich geneigt, Claudia Münster prophetische Fähigkeiten zu attestieren…. Von der „Exklusivität“ der Auszeichnung „Liebster Award“ hat sie geträumt, „ohne in eine Reihe zahlloser Preisträger eingereiht“ zu werden. Und festgestellt: „Die besten Erkenntnisse sind immer genau da, wo man sie nicht vermutet.“ Tja. Ganz genauso geht es mir jetzt auch.

Auch Claudia Klinger mit ihrer Kunst des Alterns hat schon sehr früh, ebenfalls fast prophetisch, kommen sehen, was dann auch Wirklichkeit werden sollte. Nur wollte ich das zu dem Zeitpunkt einfach nicht wahrhaben. „Es ist ja ziemlich ruhig bei deinem Award“, schrieb sie mir. Und ich hoffte noch, das würde sich bald ändern. Falsch gedacht!

Ich hatte elf Teilnehmer/innen nominiert, eine ziemlich ausgeklügelte Liste voller Menschen, von denen ich mir kluge, vielleicht sogar kontroverse Antworten auf meine Fragen nach dem Alten und dem Neuen versprochen hatte. Eine hat fairerweise gleich abgesagt, mit anderen hab ich im Vorfeld recht ausführlich korrespondiert. Und dann kam gar nix mehr.

Meine überraschende Erkenntnis ist jetzt: Hätte ich gleich das von Claudia Münsters „Ego“ so sehnlich erwünschte Exklusivitäts-Prinzip angewandt, meine Wahl hätte nicht besser ausfallen können, als das, was ich am Ende bekommen habe: die wunderbaren Antworten der beiden Claudias. Ich werde gleich noch versuchen, sie zusammenzufassen – was bei zwei Texten natürlich ein wenig albern ist, denn jeder der beiden steht für sich und die jeweilige Frau dahinter. Das soll auch so bleiben. Aber andererseits: Ich habe es versprochen. Und versprochen ist nun mal versprochen…

Das Prinzip „Liebster Award“

Ein abschließender Gedanke noch zum Prinzip „Liebster Award“: Ich werde es nicht mehr tun – und kündige hiermit an, in Zukunft solche Nominierungen abzulehnen. Ich weiß, es gibt Blogs, die haben in der Sidebar schon ganz dick stehen „No Awards“ – so weit will ich dann doch nicht gehen. Aber es ist aus meiner Sicht inzwischen einfach ein Blog-Standard, der sich schlicht überlebt hat. Sicher ein gutes Instrument vor 15 Jahren oder so, als es galt, Netzwerke unter Bloggern zu schaffen. Inzwischen aber irgendwie zu unflexibel, zu voluminös und – ja: tatsächlich nicht exklusiv genug… Meine Hoffnung war, ihn als Blogstöckchen zum Beispiel als „Liebster Award 50plus“ immer weiter zu tragen. Was in der ersten „Auflage“ auch wunderbar funktioniert hat (danke noch einmal dafür an alle Beteiligten!) Dann aber ganz schnell abgeebbt ist. Und das hat Gründe:

  • Das Nominieren ist aufwändig – selbst, wenn es weniger als 11 Teilnehmer/innen sind
  • Der Rücklauf ist schleppend. Denn entweder sind die Fragen zu banal (häufig) oder zu kompliziert (in diesem Fall wohl meine….) Selten, dass das Mischungsverhältnis stimmt – wie es Maria Fahnemann hier vorbildlich gelöst hat.
  • Jeder Blogger hat eigene Themen, oftmals gar ausgeklügelte Redaktionspläne für die kommenden Monate. Und da passt so ein fremder Fragenkatalog oft einfach nicht rein.
  • Grade dieses Unerwartete im eigenen Blog war es allerdings, was mich anfangs gereizt hat – da hielt ich den „Liebsten Award“ tatsächlich noch für ein fast geniales Instrument, um Verbindungen zwischen Blogs und Bloggern zu schaffen, die sich sonst vielleicht nie begegnen würden. Aber im Zuge der zunehmend notwendigen Blog-Professionalisierung funktioniert das einfach nicht mehr. Was ich daran ein wenig schade finde, ist, wie dadurch das Spielerische verloren geht… Ich kann also die Frage in meiner Überschrift noch immer selbst gar nicht beantworten.

Das Alte und das Neue

Die Antworten von Claudia Klinger findet ihr hier, die von Claudia Münster hier – die hat, so ganz nebenbei, daraus eine Abhandlung über ihren „Wunsch nach Einzigartigkeit“ und das „nimmersatte Ego“ gemacht, sie nennt es „eine Reise in die Welt des Egos und der Liebe, der Verletzlichkeit und des Stolzes“ – als Einleitung zur Beantwortung meiner Fragen. Absolut lesenswert!

Was mir beim Lesen der Antworten ins Auge springt: Beide wollen – jede auf ihre Weise – so selten wie möglich Grenzen ziehen, vielleicht gar künstliche Gräben zwischen dem Alten und Neuen aufkommen lassen. Egal, ob es sich dabei um Menschen oder Dinge handelt. Klinger: „Ältere Menschen fehlen mir, ich komme selten mit ihnen in Kontakt. Und wenn doch, vermisse ich eine gewisse Aufgeschlossenheit und die Bereitschaft, eigene festgefahrene Überzeugungen auch mal wieder in Frage zu stellen.“ Münster: „Ich brauche diese Kategorien nicht. Denn jede Kategorie setzt voraus, dass jeder 50-Jährige gleich empfindet, jede 16-Jährige dieselben Emotionen und jede Frau sich mit den gleichen Problemen rumschlägt.“ Oder im Bezug auf die Arbeitswelt: „Eine klare Trennung ist nur noch ganz selten möglich. Fakt ist aber, dass ein starres Verharren im Alten nicht auf Dauer funktionieren wird. Es hat auch nie funktioniert.“ Klinger: „Meine Interessen verändern sich im Lauf der Zeit.“

„Ich stürze mich mit mehr Eifer in Dinge als vor 20 Jahren“

Wenig verwunderlich ist, dass beide auf die Frage nach dem „Neuen“, das man nie mehr missen möchte, das Internet nennen.

Wirklich spannend fand ich dagegen die Antworten auf die Frage, welche Dinge meine Kandidatinnen mit „50plus“ ganz neu entdeckt haben. Klinger: „Rund um die Wechseljahre erlebte ich eine Phase gesteigerter erotischer Interessen, in die ich mich auch begeistert ‚hinein stürzte“‘ neue Erfahrungen machte und meinen jetzigen Partner kennen und lieben lernte. In Beruf und Hobby (nicht immer klar zu unterscheiden) kommen mir nach wie vor ständig neue Ideen für neue Webprojekte.“ Münster: „Tatsächlich stürze ich mich das erste Mal mit einem nie gekannten Eifer, Enthusiasmus und voller Glück in diesen Blog und die Arbeit als Impulsgeberin und Unternehmerin. Anscheinend musste diese Mission erst ganz in Ruhe wachsen um geboren zu werden. Zwar habe ich zuvor nicht etwa langweilig oder halbherzig gelebt, doch die Eindeutigkeit und die Vision in einer unendlichen Klarheit, gab es so noch nie für mich. Ich stürze mich jetzt also mit mehr Eifer in die Dinge als vor 20 Jahren.“

Dass beide sich mit 50plus ausdrücklich in Dinge „hineinstürzen“, ist eine überraschend deutliche Parallele zwischen diesen zwei sonst ganz unterschiedlichen Frauen und ihren Antworten. Als Fazit meiner kleinen Aktion gefällt mir das ausgesprochen gut!

Ganz herzlichen Dank an euch beide für eure engagierte Teilnahme!

 

 

10 Gedanken zu „Das Prinzip „Liebster Award“: bescheuert oder genial? Und zwei tolle Frauen…

  1. Liebe Maria,
    vielen Dank für den lesenswerten Artikel – alle Achtung, dass du nicht aufgegeben hast. Ich stelle mir vor, dass du recht frustriert warst, weil außer den tollen Beiträgen der beiden Claudias nichts mehr kam.
    Nun sind es drei, auch wenn deine Aktion längst abgeschlossen ist. Meine Antworten habe ich gestern auf meinem Blog freigeschaltet. Massiv verspätet, aber immerhin.

    Zwischendurch hatten sich meine Prioritäten verschoben, doch es lag nicht nur daran, dass ich erst so spät „aus dem Knick“ kam. Die meisten Deiner Fragen fand ich – einzeln – richtig inspirierend. „Alte Arbeitswelt/ neue Arbeitswelt“ oder „Lernen jenseits der 50“ wären z.B. Themen für einen eigenen Artikel. Vielen Dank noch einmal für all deine Anregungen, Maria.

    Doch in der Summe und Wucht fand ich sie schwer auf meinem Blog unterzubringen. „Wer fragt, der führt“. Mir ist wichtig, dass ich die Ausrichtung meines Blogs vor allem selbst bestimme.

    Es geht mir ähnlich wie ClaudiaBerlin. Ich habe gemerkt, dass ich lieber zu einem einzelnen Thema etwas schreibe und in die Tiefe gehe. Damit kann ich meine Leser besser ansprechen als mit zehn Antworten zu Themen, die sie bestenfalls teilweise interessieren.
    Ich habe bei der Award-Aktion viel gelernt – herzlichen Dank, Maria.

    Herzlichen Gruß
    Christine

    1. Liebe Christine,

      ja, du hast Recht – zu diesem Schluss bin ich am Ende ja auch gekommen: Die Award-Geschichte ist als „Format“ einfach nicht flexibel, bzw. individuell genug… Um so mehr freue ich mich, dass du eine für dich und deinen Blog passende Lösung gefunden hast. Danke für die tollen Antworten!

      Und dass die ganze Aktion für mich ein bisschen daneben gegangen ist, habe ich ja schon geschrieben. Besonders doof ist das bei der Frage nach der „Seniorenliteratur“. Das ist gar nicht „auf meinem Mist“ gewachsen (und nein: Ich glaube nicht, dass das eine „Marktlücke“ ist…) Ich habe diese Frage von einem Menschen im Netz aufgegriffen, den ich auch nominiert hatte…. Trotz durchaus freundlicher „Vorgespräche“ am Ende dann leider doch ohne Reaktion…. Tja. So ist das eben mit den Liebsten Awards… die passen offensichtlich wirklich nicht mehr für allzu viele Menschen ins Blog-Konzept. Um so mehr freue ich mich, dass du dann doch noch teilgenommen hast! Ganz herzlichen Dank!

      Lieben Gruß
      Maria

  2. Diese Awards gibt es schon, so lange ich blogge. Und das ist schon ziemlich lange!
    Den Sinn haben sie inzwischen längst verloren und sind nur noch nervig.
    Prinzipiell nehme ich eigentlich gar keine Awards mehr an, außer ich erhalte sie von einem befreundeten Blogger, dem ich damit einen Gefallen tun kann. Aber ich gebe sie nicht mehr weiter, denn das gestaltet sich inzwischen äußerst schwierig.
    LG
    Sabienes

    1. Ja, das ist (leider) auch mein Fazit. „Leider“, weil ich sie als Instrument dann doch gar nicht schlecht finde. Müsste nur irgendwie entstaubt, anders gestaltet werden… Bei Ideen: gern Bescheid sagen!
      Herzlichen Gruß
      Maria

  3. Liebe Maria,

    hab vielen Dank für Deinen wunderbaren Artikel.
    Ich war ja auch eine der Nominierten und fand Deine Fragen sehr interessant und außergewöhnlich.
    Ursprünglich wollte ich innerhalb kurzer Zeit meinen Artikel fetig haben. Manchmal kommt es anders als man denkt.
    Bei mir gibt es gerade privat einige Ereignisse, die meine ganze Kraft erfordern. Das möchte ich nicht öffentlich machen.
    Momentan lasse ich alles weg, was nicht unbedingt nötig ist.
    Auf meinen Blog ist daher auch seit 1,5 Monaten kein neuer Artikel erschienen, obwohl da mein Herzblut dranhängt….

    Ich bin Dir trotzdem sehr dankbar für die Nominierung, die für mich von sehr viel Wertschätzung zeugt.
    Vielleicht kann ich Deine Fragen auf meinem Blog zu einem späteren Zeitpunkt beantworten…

    Herzliche Grüße,
    Sabine

    1. Liebe Sabine,
      dank dir für das Angebot, die Fragen noch zu beantworten. Und dein Zeitproblem verstehe ich nur allzu gut… Mach dir bitte keine Gedanken mehr darüber! Ich finde, diese kleine Geschichte hat inzwischen ihren bestmöglichen Abschluss gefunden – und darüber bin ich ganz froh 😉
      Herzlichen Gruß
      Maria

  4. Liebe Maria,

    ich finde es wirklich ganz einmalig und sehr „Maria“, wie du mit der Situation, die dich verständlicherweise nicht happy gemacht hat, umgehst. Herausgekommen ist ein wirklich guter Artikel mit ein paar überraschenden Wendungen. Gefällt mir sehr gut.

    Für deine lieben und wunderbarene Worte an die Claudias danke ich dir.

    Ich bin mir nicht sicher, ob die Zeit des Liebsters vorbei ist. Vielleicht will er einfach wachsen, sich verändern, überraschen.

    Das hast du mit dem Liebster50… schon wunderbar demonstriert, wie ein generalüberholter Award begeistern kann.

    Bei meinen Nominierungen, die morgen rausgehen, hab ich einfach alles so gemacht, wie es mir gerade passte. Und darum hat es auch Spaß gemacht.

    Liebe Grüße

    Claudia

    1. Liebe Claudia,
      mit dir zusammen wäre ich dann auch sofort bereit, alles noch einmal, wieder neu und ganz anders zu machen… Generalüberholter Award, irgendwie. Das wäre toll! Lass uns das im Hinterkopf lagern, bis es „reif“ ist, ja?
      Herzlichen Gruß
      Maria

  5. Danke Maria, für diese ausführliche Würdigung, obwohl es nur zwei Beiträge waren! Andere hätten das einfach in Vergessenheit geraten lassen…

    Nimms nicht weiter tragisch, die Anforderungen hierbei sind einfach größer als bei einer normalen Blogparade – ich hab mich der Nominierung weiterer Teilnehmer/innen ja auch verweigert weil schlicht keine Zeit, das anzukurbeln und zu betreuen.

    Ich finde es auch reizvoller, einen Artikel zu einem vorgegebenen Thema zu verfassen, als einen ganzen Fragenkatalog zu vielen Themen zu beantworten. Das bezieht sich auch aufs Lese-Interesse: solche umfangreichen Abfragen interessieren dann doch eher nur, wenn man die Person persönlich kennt. Geht es dagegen um einen konkreten Punkt, zu dem mehrere Stellung nehmen, ist es viel interessanter, da überall mal reinzulesen.

    Kurzum: ich hoffe, du bist nicht entmutigt und startest irgendwann mal wieder ein spannendes Thema!

    1. Liebe Claudia,
      ich danke dir sehr für diese Worte! Nein, so schnell lass ich mich nicht entmutigen…. Ich gehöre ja durchaus zu denen, die immer eher zu viele als zu wenig Ideen haben… Fluch und Segen zugleich…
      Herzlichen Gruß
      Maria

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