Ein Lob auf den Eigensinn. Und Ursula Nuber. Eine Buchempfehlung
Ohne Ursula Nuber würde ich mich seit etwa drei Jahren in gewisser Weise unangenehm einsam fühlen … Etwa so lange beschäftige ich mich nämlich schon mit dem Thema Eigensinn. Es ist völlig klar, dass man damit ein wenig einsam ist, denn der Eigensinn hat stellenweise noch immer einen schlechten Ruf. Gerade beim Schreiben eigener Bücher ist „ein bisschen einsam“ aber sicher auch kein Fehler. Allerdings: „unangenehm einsam“ hätte für mich die ständige Frage bedeutet: „Mache/Sehe ich da nicht vielleicht doch grundlegend etwas völlig falsch?! Warum hat noch nie jemand außer Hermann Hesse glasklar die positiven Seiten des Eigensinns ins richtige Licht gerückt?“
Eine starke Strategie gegen Burn-out und Depression – für ein selbstbestimmtes Leben
An genau diesem Punkt war ich jedes Mal unglaublich froh, dass Ursula Nuber 2016 ihr Buch veröffentlich hat. Es heißt schlicht „Eigensinn“. Untertitel: „Die starke Strategie gegen Burn-out und Depression – für ein selbstbestimmtes Leben“. Und im Klappentext steht ganz fett: „Seien Sie eigensinnig! Leisten Sie Widerstand!“ Da geht es dann weiter mit „Man erfüllt Wünsche, die man nicht erfüllen will. Man schweigt, obwohl man anderer Meinung ist. Man ignoriert eigene Bedürfnisse, um andere nicht zu enttäuschen. Obwohl man Widerstand in sich spürt, zeigt man ihn nicht.“
Ich hatte mein eigenes Buch schon grob im Kopf (“ Mein Kompass ist der Eigensinn“), als ich das las. Und da hat es bei mir Klick gemacht: „Ja! So ein Widerstand könnte – als konkret eigensinniges Projekt – auch ein eigenes Buch sein! Oder wenigstens das Schreiben zur Einübung dieser Art eigensinnigen Widerstands, den man anfangs ja auch durchaus ein bisschen trainieren sollte… So gesehen, ist mein eigenes Buch eine Art Fortführung der Gedanken von Ursula Nuber. Denn um Widerstand geht es mir auch – allerdings vor allem gegen den „Einheitsbrei“, der heute noch viel zu oft im deutschen Buchmarkt anzutreffen ist. Aber auch gegen den Widerstand, der mich immer wieder meine eigene Stimme vergessen lässt, oft genug nach dem Motto: „Das darfst du nicht!“ Oder: „Man sagt ja, wo man nein sagen müsste“ – so geht der Klappentext bei Ursula Nuber weiter.
Seelische und körperliche Schäden sind ein viel zu hoher Preis!
Und dann kommt es: „Der Preis für dieses Verhalten ist hoch: Erschöpfung, das Gefühl der Sinnlosigkeit, Depression. Wer sich selbst verleugnet, riskiert seelische und körperliche Schäden.“ Ich kann nur sagen: Ja! Rundum richtig! Im Gegensatz zu mir kann Ursula Nuber das auch so ausdrücklich sagen. Denn sie ist Diplompsychologin, war lange Zeit auch die Herausgeberin der Zeitschrift „Psychologie heute“. Vor allem Letzteres befähigt sie dazu, Leser:innen sehr praxisnahe, konkrete Tipps mit auf den Weg zu geben. Und genau das tut sie in diesem Buch. Sie listet beispielsweise auf, welche Gefühle, Sätze und Symptome es gibt, wenn wir uns dagegen sträuben, den Eigensinn in unser Leben zu lassen. Etwa: „Ich fühle mich ausgenutzt“ oder „Ich kann mich nicht durchsetzen“, „Ich werde nicht gesehen“, „Ich habe keine Zeit“, „Mich stresst alles so“, „Ich kann nicht mehr“, „Ich muss noch besser werden“ oder: „Ich finde alles so sinnlos“.
All das sind für Nuber ganz klare Anzeichen dafür, dass uns das richtige Maß an Eigensinn fehlt. Und natürlich gibt sie uns in jedem dieser Fälle konkrete Hinweise auf eine „eigensinnige Gegenstrategie“. Etwa: „Nicht mehr everybody’s darling sein.“ Oder „Wert legen auf verfeinerte Aufmerksamkeit“, „Entscheidungsfreiheit über die Zeit zurückgewinnen“, „sich nicht alles gefallen zu lassen“, „eigene Gründe fürs Leben zu finden.“ Das liest sich jetzt vielleicht theoretischer, als es de facto ist. Nuber wartet mit einer ganzen Menge konkreter Beispiele, Fragen, mit To-Do-Listen und Zitaten auf, um das wichtigste Ziel zu erreichen. Und dieses Ziel ist stets: eigensinnig zu werden.
Ein Lob auf den Eigensinn!
Noch einmal der Klappentext: Ursula Nuber deckt die Gründe für unsere „ungesunde Zurückhaltung auf und zeigt, wie es anders geht: ein Lob auf den Eigensinn.“
Ich empfehle dieses Buch aus vollem Herzen. Nicht nur, weil ich Ursula Nuber im Hinblick auf meine Trilogie des Eigensinns so dankbar bin – schließlich gehe ich in meinen Büchern ganz andere Wege als sie, bei mir geht es vor allem um das Schreiben mit Eigensinn. Nein, ich bin ganz einfach zutiefst davon überzeugt, dass uns der Eigensinn bei allem helfen kann, von dem wir uns überfordert fühlen. Besser gesagt: Ohne Eigensinn neigen wir fast alle dazu, uns permanent zu überfordern. Damit das endlich ein Ende hat, ist es eine äußerst gute Idee, dieses Buch zu lesen.
Buch bestellen
Es ist im S. Fischer Verlag, Frankfurt, erschienen. Und kann dort wie auch überall, wo es sonst noch Bücher gibt, bestellt werden. Auf der Verlagsseite gibt es auch eine Leseprobe. Lust? Dann bitte hier entlang.
In eigener Sache
Die Trilogie des Eigensinns besteht bislang aus zwei Büchern – die sich ohne Probleme auch wunderbar getrennt voneinander lesen lassen. Macht durchaus Sinn, denn sie bilden zwar eine „Familie“, haben aber unterschiedliche Schwerpunkte. In „Mein Kompass ist der Eigensinn“ geht es darum, wie wir Eigensinn erkennen, ihn für uns entwickeln können. Aber auch darum, wo er seine Grundlagen hat, welche Vorbilder ich gefunden habe – und wie er uns helfen kann. Als Kompass zum Beispiel. Oder beim Schreiben von (eigenen) Büchern.
In „Wer schreibt, darf eigensinnig sein“ steht eigentlich schon alles Wichtige im Titel: Es geht um die praktische Realisierung des Schreibens mit Eigensinn, um Kreativität, aber auch um Selfpublishing. Da gibt es jede Menge Praxistipps, Übungen und Beispiele. Aber auch die Spiellust – meiner Ansicht nach ein wichtiges Schreib-Instrument – kommt nicht zu kurz. Zum Beispiel mit dem Selbsttest „Welcher Schreibtyp bin ich eigentlich?“ Der zieht sich – augenzwinkernd bis ernst – durch das ganze Buch.
Beide Bücher auf einen Blick – und auch zum Bestellen – im Shop der Autorenwelt hier. Aber natürlich auch überall sonst, wo es Bücher gibt.
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