Mit älteren Menschen muss gerechnet werden! Auch beim Bücherschreiben

Mit älteren Menschen muss gerechnet werden! Auch beim Bücherschreiben

Für Hermann Hesse war die Sache klar: „Ich bin mit den Jahren und Jahrzehnten immer mehr ein Liebhaber des Individuellen und Differenzierten geworden, entgegen allen Tendenzen unserer Zeit.“ Hesse ist einer meiner wichtigsten Mitstreiter, wenn es um das sinnvolle Leben und Schreiben mit Eigensinn geht … Nachzulesen in meinem ersten Band der Trilogie des Eigensinns: Mein Kompass ist der Eigensinn – Grundlagen, Vorbilder und Nutzen. Ermutigung zum eigensinnigen Schreiben. Bestellbar hier.

Als Taschenbuch oder Hardcover, ihr habt die Wahl. Ebenso im Shop der Autorenwelt hier.

Unser Eigensinn und das Älterwerden passen wunderbar zusammen!

In diesem Buch beschäftige ich mich auch recht ausführlich mit dem Verhältnis zwischen Eigensinn und Älterwerden … natürlich! Hier ein kleiner Auszug aus dem Buch:

Es ist eine Binsenwahrheit: Älterwerden ist nichts für Feiglinge. Erst rackern wir uns dafür ab, die zu werden, die wir sein könn(t)en. Werkeln im wahrsten Sinn des Wortes an unseren Talenten und Fähigkeiten, sind stolz auf uns, auf das, was wir gewuppt, geschafft oder geschaffen haben. Und plötzlich sollen wir das alles gar nicht mehr sein? Wegen einer bestimmten Summe an Jahren? In den letzten zehn Jahren gab es kaum einen eigensinnigeren Romantitel als „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“. Das war der Debütroman des schwedischen Journalisten und Autors Jonas Jonasson und erschien 2009 – einer dieser „unerwarteten Erfolge“, die es auch im Buchmarkt des 21. Jahrhunderts Gott sei Dank noch gibt. Allein der Titel fand im Handumdrehen massenweise Nachahmer – sicherstes Zeichen für den Erfolg eines Buchs. Plötzlich wurden eine Menge Buchtitel lang und länger. Jonasson hatte definitiv einen Nerv getroffen: Mit dem simplen Gedanken, dass das Leben auch mit 100 noch Spaß machen, überraschend, abenteuerlich – und eigensinnig – sein darf.

Andererseits: Gerade in Literatur und Bildender Kunst – also überall dort, wo es kreativ zugeht – ist es nicht ungewöhnlich, dass ‚wahre Menschen’ (also: keine erfundenen Figuren) in ‚höherem Alter’ noch Großes und Kreatives schaffen. Um nur mal im Sachbuchbereich zu bleiben, ein paar Beispiele: Der Philosoph und Schriftsteller mit dem Künstlernamen Voltaire begann sein neunbändiges Werk „Enzyklopädische Frage“ mit 76 Jahren, Immanuel Kant veröffentlichte sein Werk „Zum ewigen Frieden“ mit 71 Jahren; Karl Jaspers beendete „Die großen Philosophen“ mit 77 und war noch in seinem 85. Lebensjahr recht produktiv. Der Philosoph Hans Georg Gadamer hielt an seinem 100. Geburtstag in der Universität Heidelberg eine Dankesrede, die alle vorangegangenen hochwissenschaftlichen Vorträge in den Schatten stellte – frei und ohne Manuskript. Alexander von Humboldt hat mit 76 Jahren begonnen, seinen „Kosmos“ zu schreiben, es wurde ein fünfbändiges Werk.

Mit älteren Menschen muss gerechnet werden! Auch beim Bücherschreiben

Natürlich sagt diese Auflistung noch lang nicht, dass die Genannten eigensinnig sind oder waren, nur, weil sie in höherem Alter noch schreiben. Es bedeutet auch keineswegs, dass sie sich mit dem Älterwerden thematisch besonders intensiv auseinandersetzen. Es bedeutet aber ganz sicher: Mit älteren Menschen muss gerechnet werden – vor allem auch beim Bücherschreiben.

Doch kann sich durchaus eine Gemeinsamkeit unter all den oben Genannten herstellen lassen: Sie waren mindestens in der Hinsicht eigensinnig, dass sie sich kaum um das kümmerten, was andere Menschen sagten, dachten, befürchteten. Ihr ganzer Sinn war kompromisslos auf das Schreiben ausgerichtet, sie WOLLTEN schreiben, bis zuletzt. Diesen Willen können selbst unter Umständen auftretende körperliche Einschränkungen nicht stoppen – da gehen nicht selten Lebenssinn und Eigensinn Hand in Hand. Und ich vermute: Je älter ein Mensch wird, desto leichter fällt ihm der Eigensinn. Dann haben wir in aller Regel erkannt, was uns wichtig ist, sind in der Lage, manchmal ‚Nein’ zu sagen, machen uns weniger abhängig von der Meinung anderer, auch uns nahe stehender Menschen als in jüngeren Jahren. Das sind optimale Voraussetzungen zur Kultivierung von Eigensinn.

Außerdem sind ältere Menschen oft einfach besser in der Lage, ihren Eigensinn gezielt zu kultivieren …

Ende des Buchauszugs. Und das folgende Kapitel beschäftigt sich mit der Literatur der Kriegsenkel. Denn genau dabei zeigt der schreibende Eigensinn unter anderem die positive Kraft, die er hat. Sehr deutlich!

Neugierig geworden? Dann: bitte Buch kaufen! Ich freue mich über alle, die auch ihre Meinung nach dem Lesen kundtun mögen. Geht beispielsweise hier. 

Trau dich!

Dass das Schreiben „mein Ding“ war und ist, steht außer Frage … Inzwischen bin ich auch schon 64. Doch „echte“ Bücher zu schreiben, das musste ich mich auch erst mal trauen. Vor kurzem erst ist die Trilogie des Eigensinns fertig geworden. Und da musste ich mir mehr als einmal selbst sagen: „Trau dich!“

In Band zwei steht alle Wichtige schon im Titel: Wer schreibt, darf eigensinnig sein. Neulich bemerkte jemand: Es müsse eigentlich heißen: Wer schreibt, muss eigensinnig sein. Ist sicher wahr. Aber mit dem „müssen“ hab ich’s nicht so …

Mut, Eigensinn und Älterwerden

Wichtiger ist mir im Moment sowieso der dritte Band: Gelebter Eigensinn. Darin geht es nie ausdrücklich um das Älterwerden … „Zwischen den Zeilen“ aber durchzieht es weite Teile des Buchs: Da kommen drei Frauen zu Wort, die sind – beziehungsweise waren – 74 Jahre. Eine davon lebt nun leider nicht mehr.

Die eine wurde mit 74 mal eben noch zur Krimiautorin. Die zweite spricht vom Mut – und ihr ganzes Leben war und ist deutlich sichtbar von Mut geprägt. Lohnt sich, zu lesen. Die dritte sprach von der Ekstase des Kunst – und meinte das durchaus auch im sexuellen Sinn. Dann fragte sie auch noch, warum Künstlerinnen das offenbar noch immer nicht so selbstverständlich (er)leben können wie Männer. Diese Frage hat mich regelrecht durchgeschüttelt …

Das war dann auch meine Mutprobe: Mich auf Themen einzulassen, die ich seit gut 40 Jahren schon hinter mir wähnte – nix da! Der Eigensinn nimmt manchmal Wege, die sind nicht unbedingt planbar. Ich musste mich wieder mit Punk, (Selbst-)Zerstörung, aber auch viel mit Kunst auseinandersetzen. Lauter Dinge, die mich geprägt haben, die den Weg meines Eigensinns bestimmen. Davon kann ich mich nicht einfach verabschieden … Das gehört zu mir. Von alldem erzählen wir in „Gelebter Eigensinn“.

Erste Stimmen sagten, dieses Buch sei aufregend, spannend und leicht zu lesen. Mir ist es am schwersten gefallen. Aber das ist ja oft so: Was so leicht wirkt, war das Schwierigste. Das hat aber nun wirklich nichts mit dem Alter zu tun …

Die Trilogie des Eigensinns

 


 

2 Gedanken zu „Mit älteren Menschen muss gerechnet werden! Auch beim Bücherschreiben

  1. Liebe Maria,
    herzlichen Glückwunsch zur beendeten Trilogie. Ich hab mir die Bücher auf meine Liste geschrieben. Das wird aber leider erst im Winter was werden, weil wir jetzt mit dem Boot unterwegs sind, da greife ich auf E-Books zurück.
    Ich finde Eigensinn auch toll und finde auch, dass das eine positive Begleiterscheinung des älter werden ist.
    Und – sehr gut gefallen hat mir auch Deine Erwähnung all derer, die im Alter noch Großes geschaffen haben. Das macht doch Mut.
    Liebe Grüße
    Britta

    1. Liebe Britta,

      wow!!! Boot!!!! Einer meiner Träume …. Hab ich dann verworfen (waren am Ende doch ein paar Träume zu viel …. Andere dafür sind Realität geworden.)

      Danke für deine netten Worte – ich freue mich sehr, dass ich dich offensichtlich ein bisschen „anstecken“ konnte. Und bin sehr gespannt, was du nach/zu der Lektüre sagst. Meldest du sich dann wieder? Wäre fantastisch.

      In Sachen „Eigensinn“ baue ich gerade eine weitere Webseite auf: http://www.mehreigensinn.de. Vielleicht findest du da ja auch was Interessantes.

      Immer eine Handbreit Wasser … weißt schon … blöder Spruch.

      Herzliche Grüße
      Maria

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