„Farben sind meine besondere Freude und Kraftquelle im Leben“: Maschas Buch
Hat mich von Anfang an neugierig gemacht, diese Selbstbeschreibung auf unserer Plattform Blogs 50plus: „Mascha K. über ihren Blog: Schönes, Kreatives, Farben und (autistischer) Alltag.“ Als ich mir Maschas Buch ansah, überwog der Eindruck: Es ist poetisch. Darum freue ich mich besonders über das kleine Interview mit der Betreiberin:
Seit wann bloggst du?
Der Anfang war so 2004 oder 2005, sehr bald, nachdem ich den allerersten PC meines Lebens (gebraucht) geschenkt bekam.
Am Anfang stand das Leben mit Hartz-IV
Gab es eine Idee, einen Traum, einen bestimmten Ansporn beim Start deines Blogs? Wenn ja: welchen?
Ich nutzte das Medium Blog zuerst nur, um ein zusammenhängendes Manuskript einzustellen. Das wollte ich bewuszt nicht als Buch veröffentlichen, damit Menschen, denen er nützen könnte, kein Geld dafür ausgeben müssen. Es ging um Leben mit Hartz-IV und wie man damit zurechtkommen kann und trotz allem die eigene Würde nicht verliert.
Ich habe das damals so oft erlebt, dasz Hartz-IV gerade Menschen meiner Generation, die immer gearbeitet haben, völlig fertig machte. Einmal die Armut – es reichte ja vorn und hinten nicht – und dann auch die gesamte Situation, nun sozusagen „wertlos“ geworden zu sein. Die entwürdigende Behandlung von Ämtern… Dagegen wollte ich anschreiben, Mut machen, bei all dem Mist die eigene Würde zu bewahren und natürlich auch Tipps aus eigener Erfahrung geben. Das stellte ich dann als „Blog“ ins Web. War für mich der beste Weg damals, eine HP kostete Geld bzw. überforderte mich technisch – ich hatte ja null Ahnung von all dem, habe vorher nie im Leben einen PC genutzt bzw. damit umgehen gelernt…
Hat sich diese Idee „woandershin“ entwickelt als vorher gedacht?
Kann ich so nicht sagen. Ich war selbst einfach neugierig, wie sich das entwickeln würde. Es gab dann jede Menge Kommentare und Diskussionen, viel Zuspruch und Mutmachen von anderen „Hartzern“ gegenseitig, das war schon toll!
Leider zog das Ganze dann hier vor Ort anonyme Drohungen nach sich und sogar eine Anzeige beim Amt, ich würde „fette Kohle“ machen im Web …und da dann die eigene Unschuld zu beweisen ist immer ein Nervenkrieg. Damals kostete mich die Modemverbindung ja noch einen Minutenpreis und die ganze „Blogpflege“ verschlang mehr Geld, als ich überhaupt verkraften konnte. Da habe ich den Blog löschen müssen und hab den Text nur noch kostenlos auf Anfrage verschickt. Dadurch sind leider auch die gesamten Kommentare verloren gegangen. Längere Zeit danach hab ich das Manuskript wieder eingestellt, aber da fand es kaum noch jemand. Dafür wurde ich dann zum Glück hier vor Ort auch nicht mehr behelligt.
Etwa drei Jahre später begann ich dann mit einem persönlichen Blog. Einige Leser*innen von damals besuchten mich dann noch… und deshalb habe ich mein Pseudonym auch so beibehalten.
Visuelle Shortstories, Fotos, Musik, Schönes …
Hat die Krise des Corona-Virus in deinem Blog Spuren hinterlassen? Machst du seither Dinge anders als vorher?
Nun ja, es wird ab und zu erwähnt, da ist mal eine Maske auf dem Bild oder so. Aber ich möchte das nicht zum lebensbestimmenden Thema machen, nicht für mich selbst und nicht im Blog. Ich blogge eigentlich so weiter wie bisher: visuelle Shortstories – ich nenne das Picstory – …Fotos, Musik, Schönes … Solche expliziten #bleibtzuhause-Posts sucht man bei mir vergebens.
Mein Alltag hat sich ja damit auch nicht wirklich geändert, ist nur etwas nerviger und komplizierter geworden… alles Aushäusige, was tagtäglich erledigt werden musz. Wie immer. Eine 93jährige Mutter versorgt man nun mal nicht im Home Office und Kontakte, Mobilität, Reisen, Kultur – das gab es für mich ja vorher auch nicht.
Spielt das Älterwerden beim Bloggen/bei der Auswahl der Themen für dich eine Rolle?
Möglichst nicht. Es ist nun mal so und nicht zu ändern. Ich selbst fühle mich nicht alt beziehungsweise älter werdend, sondern eher zeitlos und ich klettere auch heute noch gerne auf Bäume, Baugerüste, Dächer, Kirchtürme etc. Wobei die sich mehrenden Zipperlein, chronischen Schmerzen und die Sehschwäche dann schon echt besch**n sein können.
Gibt es einen Zeitplan, einen inhaltlich „roten Faden“ für Blogbeiträge? So etwas wie einen Redaktionsplan?
Inzwischen nicht mehr. Weil ich im Real Life zu sehr eingespannt bin und meine eigene Zeit immer schlechter planen kann. Und manches auch länger dauert, mehr Energie verbraucht, die mir dann dazu fehlt. Früher habe ich mich gern an (internationalen) Linkparties beteiligt. Das brachte mir Leser ein und ich lernte viele interessante Blogs kennen, die ich bis heute noch gern besuche. Da gab es Tage für bestimmte Themen, also z.B. „Random5Friday“ – der Freitag war fürs Persönliche, sonst eher Fotos und da war jeden Tag irgendwas dran. Himmelsfoto, Schwarz-weisz, Macro, Fassaden etc.
Das schaffe ich aber schon lange nicht mehr. Inzwischen gibts nur noch montags die Musik und evtl. die „Tuesday’s Treasures“ – Picstory… die beiden Linkparties eines ganz besonderen Bloggerfreundes versuch ich schon noch beizubehalten. Sonst eher sporadisch, wie ich grade Zeit habe oder mir etwas durch den Kopf geht. Neuerdings auch manchmal meine bunten Träume – wie es grade kommt!
„Kreativität im Alltag brauche ich zum Überleben“
Was ist mit dem Zeitfaktor? Wie viel Zeit pro Woche wendest du für deinen Blog auf? Kommt dir das manchmal auch zu viel vor – und was tust du dann?
Verschieden. Wenn ich Zeit habe, verwende ich sie dafür gern, denn etwas Kreativität im Alltag brauche ich nun mal zum Überleben. Und wenn es nicht geht, dann eben nicht.
An welchen Punkten sagst/denkst du: „Ich bin erfolgreich mit meinem Blog“? Oder ist Erfolg gar kein Kriterium für dich?
Erfolg spielt nicht so die Rolle. Ich blogge eher für mich und einige nahestehende Menschen. Da sind dann halt paar Leser*innen dazu gekommen und ans Herz gewachsen mit der Zeit. Ich freue mich natürlich über Leser*innen und Kommentare, bin aber darauf auch nicht versessen und nicht abhängig von Aufmerksamkeit.
Zum Geldverdienen blogge ich ja sowieso nicht. Und solche Blogs mag ich selbst auch nicht lesen.
Wie sieht es aus mit der Technik: Hattest – oder hast du – manchmal technische Schwierigkeiten? Oder flutscht es immer perfekt?
Mal abgesehen von einer Verbindung, die sich häufig unter 200kb/sek „bewegt“… – eigentlich nicht.
Die Sache mit dem sz …
Woher kommt deine seltsame Schreibweise, also dieses „sz“?
Das ist meine Reminiszenz an meine Lieblingsautorin, Friederike Mayröcker.
Ich denke ja: Bloggen geht nicht ohne gute Netzwerke. Wie siehst du das, was tust du dafür? Und was macht für dich ein „gutes Netzwerk“ aus?
Netzwerke?? – Hatte ich nie im Leben. Autisten können sich so etwas wohl nicht schaffen. Und bei bestehenden Netzwerken bin ich sehr vorsichtig, denn ich verstehe oft die (ungeschriebenen) Regeln nicht. – Ein kleiner Fehler von mir und die ganze Front steht geschlossen gegen mich.
Und wieso geht Bloggen nicht ohne Netzwerke? Mich hinsetzen und etwas schreiben kann ich doch ganz von selbst, dazu brauche ich doch niemanden! Solche Sachen wie Facebook, Pinterest oder Instagram verstehe ich nicht und sie erschlagen mich mit ihren Fluten an Bildern und häufig für mich und mein Leben nutzlosem Zeug. Die sehe ich nicht als echte Netzwerke an. Und: wie gesagt, ich bin nicht abhängig von Likes.
Ich mag generell lieber Blogs und Blogger*innen, denn sie erstellen ihre Inhalte selbst. Während bei fb ja alles nun unendliche Male wiedergekäut wird und Fremdes geteilt. Das ist mir zu oberflächlich.
Und immer wieder: die Farben
Hast du noch Pläne für die Zukunft deines Blogs? Neue Projekte im Auge? Und verrätst du uns die? Wahlweise auch als „Ich träume ja von …“
Eigentlich nicht. Möchte einfach weiter bloggen wie bisher. Gerne öfter und noch kreativer, wieder mehr farbstimmungsorientiert. Farben sind meine besondere Freude und Kraftquelle und ich hoffe, irgendwann wieder richtig viel Zeit dafür übrig zu haben.
Mal ganz unabhängig vom Bloggen: Was ist dein wichtigster Gedanke zum Thema Älterwerden?
Älter werden ist nichts für Feiglinge und Autismus noch dazu – danke, das reicht!
Vielen Dank, Mascha!
4 Gedanken zu „„Farben sind meine besondere Freude und Kraftquelle im Leben“: Maschas Buch“
Kreativität im Alltag brauche ich zum Überleben”
Danke Mascha für diesen Satz der mir wirklich aus meinem Herzen spricht.
Ich liebe Farben und malen in schwierigen Lebensphasen hilft es mir besonders mich mit der bunten Energie zu verbinden.
Schön, von ihr hier die Bloggeschichte zu erfahren! Für mich ist Mascha & ihr Blog eine Bereicherung, denn sie eröffnet mir ganz viele neue Welten. Das ist ein bisschen wie Reisen.
Und ja, mehr mit Farben, das finde ich auch attraktiv!
Alles Gute!
Hallo Astrid, du kanntest Maschas Buch offensichtlich schon …. Für mich war es wirklich eine Entdeckung. Eine tolle.
Herzliche Grüße
Maria
Oh dankeschön auch Dir – ich freue mich sehr 🙂
(Habe mir gerade Gedanken um die von Dir angesprochenen Sehnsuchtsorte gemacht und werde in den nächsten Tagen dazu auch etwas verlinken)
Liebe Grüsze und. halten wir alle die Ohren steif in der derzeitigen Situation –
Mascha