„Beschwärmt“ wird nur freiwillig: Anke Hedfelds „different affairs“. Noch ein Blog 50plus
Blogleidenschaft seit zehn Jahren
Liebe Anke, seit wann bloggst du?
Ich blogge seit 2007, also seit mehr oder weniger genau seit zehn Jahren. Gestartet bin ich mit einem Strickblog (wollvictim.twoday.net), der erste Blogpost stammt vom 11. Oktober 2007, den letzten habe ich dort im Februar 2015 verfasst. Zeitweise war ich vom Bloggen sogar so begeistert, dass ich zwei Blogs gleichzeitig geführt habe. 2009 begann ich mit dem Schreiben auf kitschvictim.wordpress.com und widmete mich in erster Linie meinen Interessen Interiordesign und Reisen.
Photographie Susanne Kästner, Werne.
2015 bin ich 50 Jahre alt geworden und habe beide Blogs auf Eis gelegt. Sie erschienen meinem Lebensgefühl und meiner Lebenssituation plötzlich nicht mehr angemessen. Vom Bloggen konnte ich dennoch nicht lassen. Man findet mich nun unter www.different-affairs.com, ein Blog, das alle Lebensbereiche einer ü50-Jährigen zusammenfasst, also auch das Stricken, das Wohnen und das Reisen.
Stricken! Im internationalen Austausch
Gab es eine „Initialzündung“ zum Start deines Blogs? Wenn ja: Was war das?
Ja, die gab es ganz eindeutig. 2007 lag die Trennung von meinem langjährigen Lebensgefährten ein Jahr hinter mir. Ich hatte den Wunsch, etwas Neues zu starten. Strickblogs hatten mich schon einige Zeit fasziniert: Wow, das wollte ich auch machen! Stricken gehört zu einem festen Bestandteil meines Lebens, das Internet bot mir plötzlich den Zugang zu einer internationalen Strick-Community, von der ich in früheren Jahren allenfalls geträumt hatte. Genial!
Für wen vor allem schreibst du? Wer ist deine wichtigste Zielgruppe?
Eine schwierige Frage. Sicherlich sind heute Frauen über 50, die sich in einer ähnlichen Lebenssituation befinden wie ich, meine Zielgruppe. Mit diesen Frauen möchte ich in Dialog kommen, mich austauschen. Da es in meinem derzeitigen Blog aber auch immer noch um Interiordesign und DIY bzw. Stricken geht, zähle ich hoffentlich auch jüngere Leserinnen und Leser zu meinem Publikum.
„Lebensführung 50plus“
Haben sich Themen und Zielgruppen im Lauf der Zeit verändert?
Verändert eigentlich nicht, aber die Themenauswahl ist nicht mehr so stark spezialisiert, sondern sehr breit gefächert. Heute beschäftige ich mich auch mit Themen zur Lebensführung 50plus. Dazu zählt nicht nur der reine Wohnaspekt, sondern auch das Führen von erfüllenden Beziehungen, die Nachhaltigkeit unseres Tuns genauso wie gesundheitliche Aspekte, die anscheinend, ob wir es nun wollen oder nicht, mit zunehmendem Alter wichtiger werden.
Sympathie und kindliche Freunde…
Was war dein schönstes Blog-Erlebnis?
Ich glaube, das war der Moment, als mich in Dortmund eine Dame in einem Geschäft mit großen Augen angesehen und begeistert ausgerufen hat: „Bist Du nicht Wollvictim?“ Das hat mich auf eine kindliche Art sehr gefreut. Es zählen aber auch die vielen Blogger(innen)-Begegnungen im echten Leben dazu und die vielen beglückenden Momente, wenn man feststellt, dass man sich auch außerhalb des Netzes sympathisch ist und sich etwas zu sagen hat. In einem Fall hat mir solch eine Verbindung sogar mal zu einem Job verholfen, den ich damals gut gebrauchen konnte. In einem anderen Fall konnte ich einen Job an eine Blog-Bekanntschaft vermitteln.
Gab oder gibt es Momente, in denen du denkst, „och nö! Bloggen ist eine ganz blöde Idee – hätte ich das bloß nie angefangen!“?
In dieser Form habe ich diesen Gedanken eigentlich noch nie gehabt. Klar, Bloggen ist viel Arbeit, auch wenn das nicht immer so aussieht. Am ehesten scheitere ich an mir selbst, weil ich mittlerweile einen hohen Anspruch an meine Blogbeiträge und insbesondere an die Fotos für selbige stelle. Allerdings blogge ich eher unregelmäßig. Wenn ich das Gefühl habe, jetzt habe ich etwas mitzuteilen, setze ich mich hin und schreibe. Dann geht es mehr oder weniger von selbst. Würde ich mir selbst ein Korsett anlegen mit einer definierten Blogbeitragszahl pro Woche oder Monat, hätte ich sicherlich schon längst die Lust verloren.
„Bloggen hat auch therapeutische Wirkung“
Wie sieht es aus mit der Technik: Hattest – oder hast du – technische Schwierigkeiten? Wie löst du die? Allein oder mit fremder Hilfe?
Da ich mich auch beruflich sehr viel mit Content-Management- und Blog-Redaktionssystemen (insbesondere WordPress) beschäftige, hatte ich noch nie großartige technische Schwierigkeiten. Seit 2015 hoste ich mein Blog auf einer eigenen Webdomain, nicht mehr bei einem der klassischen Bloganbieter. Dazu habe ich ein WordPress-Blog und ein eigenes Theme installiert und ein paar individuelle Anpassungen am Webdesign vorgenommen. Das bekomme ich gerade noch hin. Falls ich gar nicht weiterkomme, frage ich meinen Webprogrammierer.
Glaubst du, dein Blog ist irgendwie anders als der von etwa 20 Jahre jüngeren Menschen? Wenn ja: In welcher Hinsicht?
Nein, das vermute ich eigentlich nicht. Bis auf die Themenauswahl vielleicht. Der Wunsch, mit Anderen in Kontakt zu kommen, vielleicht sogar der Drang, sich selbst zu präsentieren, ist, so denke ich, bei allen Bloggern und Bloggerinnen gleich. Oft hat Bloggen ja auch eine therapeutische Wirkung. In dem Moment, in dem ich einem Gedanken oder einem Gefühl eine Struktur in Form eines Blogposts gebe, wird er greifbarer, verliert möglicherweise sogar eventuell angstmachende Aspekte. Ich denke nicht, dass dieser Effekt in irgendeiner Form altersabhängig ist.
Was ist mit dem Zeitfaktor? Wie viel Zeit pro Woche wendest du für deinen Blog auf? Wünschst du dir, es wäre mehr?
Tatsächlich wende ich nicht so viel Zeit für das Bloggen auf, was an der bereits erwähnten eher unregelmäßigen Bloggerei liegt. Es sind vielleicht zwei Stunden pro Woche. Ich würde gerne mehr bloggen, das steht ganz außer Frage. Da ich aber noch sehr viele andere Interessen habe, müsste ich dafür vermutlich eine andere Aktivität einschränken. Da setze ich – zumindest momentan – noch andere Prioritäten.
„Beschwärmt“ wird nur freiwillig
Wie hältst du es mit Werbung in deinem Blog?
Nein, ich möchte keine Werbung auf meinem Blog schalten. Wenn ich Produkte vorstelle oder „beschwärme“ mache ich das ganz und gar freiwillig. Das soll auch so bleiben, ich möchte, so weit man das beim Bloggen überhaupt sagen kann, unabhängig und authentisch bleiben. Kommentare und Zustimmung von Lesern sind mir genügende Return-on-investment.
Was für Blog-Pläne hast du für die Zukunft?
Das sind keine weltbewegenden. Sehr gerne möchte ich eine Interviewreihe mit interessanten Frauen über 50 starten. Davon gibt es so, so viele und mich interessiert sehr, wie sie zu dem wurden, was sie heute sind, wie zufrieden sie mit ihrem Leben sind, was sie gerne noch in Angriff nehmen würden. Aber bevor mir dazu nicht ein etwas größeres Zeitfenster zur Verfügung steht, muss ich dieses Projekt noch ein wenig verschieben.
Danke!
Ja, diesem Wunsch schließe ich mich sofort an – und bedanke mich bei Anke für ihre Antworten auf meine Fragen. Ach ja, und selbstverständlich ist auch sie auf der Plattform www.blogs50plus.de vertreten – dort können sich noch immer kostenlos all jene eintragen, die älter als 50 sind, einen Blog betreiben – und die Sache mit dem Älterwerden wenigstens ab und zu mal thematisieren.
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