Erstautorin mit 73: Annefried Hahn. Oder: Chili sieht rot
„Ich verstehe diese ständigen Diskussionen um Alte und Junge nicht […] Gerade bin ich 73 geworden. Ich beginne zum vierten Mal in meinem Leben beruflich Neues. Es ist wie die anderen Male. Ich lerne, mache Fehler, korrigiere sie. Informiere mich. Derzeit wachse ich in die Professionalität einer belletristischen Autorin hinein. Vor allen Dingen macht es mir maßlos Spaß. Ich bin an dem Punkt, wo ich nichts anderes tun möchte.“
Das Zitat habe ich aus dem LinkedIn-Newsletter von Annefried Hahn „geklaut“ … Denn von ihr möchte ich hier gern erzählen. Besser gesagt: Ich möchte ihren allerersten Krimi vorstellen:
Chili sieht rot
Chili Keller liebt angeblich nur drei Dinge: die Familie, Schlagsahne und ihren Job als Coach – so steht es im Klappentext dieses Erstlings. Den Job gibt sie als erstes auf, nach der Schlagsahne muss ich noch mal suchen, Familie: ja, stimmt, ist sehr wichtig. Und vor allem liebt sie schräge Farbkombinationen, vor allem bei ihren Klamotten. Ist aber bei dem Namen vielleicht nicht weiter vewunderlich … Angefangen vom Namen bis hin zu ihren Aktionen, Reaktionen, Fragen und Spleens liebe ich tatsächlich die ganze Figur. Auf Anhieb. Außerdem ist das der Beginn einer Reihe, die mich Nordsee-Fan mit „Chili, Crime und Meer“ schon jetzt neugierig auf mehr macht.
Aber vielleicht noch wichtiger ist: Das Thema „Umgang mit Gewalt“ begleitetet die noch so junge Krimiautorin schon sehr lang, ich würde sogar sagen: Für dieses Thema ist sie wirklich Expertin: „Ich habe viel gelernt und viel Erfahrung. Vor allem, was Menschen und Zwischenmenschliches, was Kriminalität und Polizeiarbeit, was Unternehmen und Veränderung, was Politik und Zumutungen an Politiker und Bürger angeht.“ (Wieder aus dem Newsletter zitiert …)
Und genau diese Erfahrung ist in ihrem ersten Krimi spürbar: Es geht um was! Ich sag nur: Krabben und Umweltschutz. Es wird nie seicht, kann es gar nicht werden – dazu sind die Figuren viel zu plastisch gezeichnet, mit all ihren deutlich sichtbaren Ecken und Kanten.
Das Buch
Ja, das ist eine ganz klare Lesempfehlung – für alle, die Krimis lieben, das maritime deutsch-feuchte Klima, eigensinnige Protagonistinnen und die Art von Spannung in Büchern, die nie dominant wird, sozusagen „nur“ den Rhythmus vorgibt – was schon recht viel sein kann.
Erhältlich überall, wo’s Bücher gibt, zum Beispiel im Shop der Autorenwelt. Und wer darüber bloggen möchte, könnte bei tredition ein kostenloses Rezensionsexemplar anfordern, Formular dafür hier.
Mit 73 noch mal neu anfangen ….
Und weil ich ihre Gedanken so mag, hier noch einmal Autorin Annefried Hahn zum Älterwerden: „Natürlich bin ich in vielen Dingen sicherer als in jungen Jahren. Das kann prinzipiell auch zur Falle werden. Denn es gibt keine Leitplanken für Ungelerntes. Weder für Junge noch für Alte. Du bist (wieder) Anfänger.“