Eigensinn, Bauchgefühl und Älterwerden

Eigensinn, Bauchgefühl und Älterwerden

Seit Wochen schon schlage ich mich mit dem Begriff „Eigensinn“ rum. Die Herausgeberin von „Psychologie Heute“,  Diplom-Psychologin Ursula Nuber, hat dazu ein Buch geschrieben. Quintessenz, in meinen Worten: Wer nicht wenigstens ab und zu eigensinnig ist, wird immer Verliererin bleiben. Aus meiner Sicht betrifft das Phänomen nämlich vor allem Frauen. Die sich immer fragen: „Wie kann ich es ALLEN recht machen?!“ Die sich anpassen, immer leiser und trauriger werden. Darum ist – absolut passend – der Untertitel des Buches: Eigensinn – „Die starke Strategie gegen Burn-out und Depression – für ein selbstbestimmtes Leben.“ (Bestellen? Hier.) So berechtigt all diese Gedanken einerseits sind, so stößt es mir andererseits doch ein bisschen auf, dass es da – mal wieder – genau genommen um nichts weiter geht als eine weitere Variante der verflixten Selbstoptimierungsversuche.

Dieses eigensinnig-einzigartige Strahlen

Aber wie war das mit der „Verliererin“? Vielleicht sollte ich sagen, dass eine „Verliererin“ sich für mich absolut nicht über den Kontostand sondern durch ihre Ausstrahlung – im wirklich allerweitesten Sinn – definiert. Beziehungsweise eben durch das Fehlen dieses eigensinnig-einzigartigen Strahlens, das irgendwo aus dem Inneren kommt … Und während ich das schreibe, merke ich, was für ein weites Feld sich allein hinter dieser Feststellung verbirgt. Zum Beispiel müssen Betrachtende erst mal lernen, dieses besondere STRAHLEN überhaupt wahrzunehmen. Das kann ganz und gar emotional passieren. Und dafür gibt’s kein Patentrezept, viele Menschen wissen leider oft gar nicht, wie das gehen soll … Der banale Rat lautet meist: „Sei achtsam!“ Oder: „Hör auf dein Bauchgefühl!“ Nur: Das ist alles andere als banal! Denn sowohl Achtsamkeit wie Bauchgefühle müssen erst mal gefunden und trainiert werden, sind oft so zugemüllt, von scheinbaren Notwendigkeiten überlagert, dass sie sich gar nicht zeigen, allenfalls ahnen lassen – darum auch schwerlich ernst genommen werden (können).

Das Bauchgefühl

Okay, Achtsamkeitstraining ist noch mal ein ganz anderes Thema. Aber ich denke, wir alle haben schon mal auf Fragen wie „Wie kommst du denn auf DIE Idee?“ achselzuckend/lapidar geantwortet: „… sagt mir mein Bauchgefühl“. Um dann vermutlich mit mindestens einer leicht hochgezogenen Augenbraue skeptisch angeguckt zu werden. Seit ich „älter“ bin, gebe ich oft solche Antworten. Und finde es dann meist recht schwierig, keine Argumente gegen diese schiefe Augenbraue zu suchen und sie – oft viel zu gestenreich – ins Feld zu führen.

[bctt tweet=“Nö. Bauchgefühle lassen sich sowieso nie erklären. “ username=“@texthandwerk“]

Bauchgefühle sind schlimmer als der Babelsche Sprachwirrwarr – wir alle haben nämlich mindestens eins, oft sogar mehr als das. Sie sind hochempfindlich, aber ihrem Wesen nach stumm. Reines Gefühl eben. Lassen sich weder messen noch beweisen. Und können auch nur schwer miteinander kommunizieren.

Die höher hängenden Augenbrauen

Bauchgefühle stehen nur für sich, leben sozusagen in absoluter Freiheit. Darum liebe ich sie so. Denn die einzige Form, die ihnen angemessen ist, ist Musik – oder eine unendliche Flut möglicher Geschichten. Komponistin bin ich leider nicht. Doch selbst ich habe nicht immer Lust, Geschichten zu erzählen … Meistens deshalb, weil es grad so gar nicht in die Situation passen würde. Oder weil ich ahne, dass diese blöde Augenbraue gleich noch höher hängen wird, würde ich mit dem Geschichtenerzählen anfangen …  Also lasse ich es – eher aus Selbstschutz denn aus Faulheit. Denn eigentlich lässt sich jedes Gefühl immer nur übersetzen … Da könnt ihr mir noch so oft „sei authentisch!“ sagen – ich kann doch immer nur über Umwege gehen. Über Musik oder Augenbrauen, Kunst in allen Variationen, Berührungen, Blicke … Am liebsten mit Geschichten.

Und was sagt uns das jetzt alles? Genau genommen bin ich in solchen Situationen gleich doppelt eigensinnig: Weil ich auf der Richtigkeit meines eher einsamen Bauchgefühls beharre. Und es noch nicht mal erklären will – zumindest nicht sofort. (Wie ich das sehr nachhaltig gelernt habe, könnt ihr übrigens hier nachlesen. Im Nachhinein eine der wichtigsten Situationen meines Lebens. Und besonders großartig war: Da wurde mit keiner Silbe von mit verlangt, dass ich dieses Bauchgefühl erkläre. Zum Glück! Hätte ich nicht gekonnt.)

Eigensinn hat ein schlechtes Image

Doch eigentlich ging es hier ja um was ganz anderes … Um das „innere Strahlen“ einer Frau, die ich vermutlich noch nicht mal kenne. Oft nehme ich so ein Strahlen nämlich im Prozess des gegenseitigen Abtastens wahr – wenn man sich zum ersten Mal begegnet. Ursula Nuber hat schon recht, wenn sie sagt: „Eigensinn hat ein schlechtes Image. Menschen mit dieser Eigenschaft kommen in der Regel nicht gut an.“ Aber das ist nur ein winziger Teil der ganzen Geschichte …

Eigensinn und Älterwerden

Nuber beispielsweise hat viel zu selten das Gegenteil im Blick. Nämlich: Was passiert, wenn ich ganz selbstverständlich eigensinnig bin? Okay, das ganze Buch will mich ja dahin bringen, es erst einmal zu werden. Aber leider nicht als „Selbstzweck“ – also, weil ich einfach gern eigensinnig bin, sondern, um das „selbstbestimmte Leben“ zu lernen. Ja, das hat – leider! – durchaus seine Berechtigung.

[bctt tweet=“Aber was wäre, wenn ich ganz selbstverständlich eigensinnig wäre? “ username=“@texthandwerk“]

Dann sage ich vielleicht Sätze wie „Es gibt kein Verbot für alte Weiber, auf Bäume zu klettern!“ Das ist eins meiner Lieblingszitate zum Älterwerden. Und das Eigensinnige daran ist für mich die Tatsache, mich nicht dafür zu schämen, wie kindlich-trotzig dieser Satz vielleicht wirken könnte … Die Frau, die ihn geschrieben hat, ist nämlich aus meiner Sicht ihr Leben lang dafür eingetreten, dass bereits Kinder eigensinnig sein – und dann eben als „alte Frauen“ auch bleiben – dürfen. Sie heißt Astrid Lindgren.

Unruhe stiften, unbequem sein ..

Ihr merkt schon: Für mich ist Eigensinn nichts Schlechtes, ganz im Gegenteil. Doch das ist nicht die herrschende Meinung, das betont auch Nuber: „Sie müssen damit rechnen, dass die Menschen in ihrer nächsten Umgebung irritiert und mit Unverständnis auf Ihr eigensinniges Verhalten reagieren. Das ist nicht verwunderlich, denn als Andersdenkender stiften Sie Unruhe, als Abweichler sind Sie unbequem.“ Ja! Anders denken, Unruhe stiften, unbequem sein … für mich sind das ziemlich attraktive Ziele.

Mir scheint: Gerade Ältere, die „eigensinnig“ genannt werden, stehen viel zu oft unter dem Verdacht, störrisch, uneinsichtig, egozentrisch zu sein. Soll meist bedeuten: nicht sozial kompatibel, schwer „lenkbar“, nicht kompromissfähig. Aber mal ehrlich: Worin soll der Nutzen eines 50 Jahre und länger dauernden Lebens liegen, wenn ich am Ende mit allem, was ich bis dahin gelernt, erlebt, erlitten habe, alles, was mir Freude und/oder Graus geworden ist, in einem zähen, grauen Einheitsbrei aus Kompromiss und Anpassungsfähigkeit lande? Für mich ein völlig absurder Gedanke! Mein Bauchgefühl schreit an dieser Stelle: „Dann war das alles ja ganz umsonst!“ Das ist so laut, dass ich es schon „Argument“ nennen möchte. Vor allem, weil ich sicher bin, damit nicht allein dazustehen. Da sitzen nämlich schon jede Menge alter Weiber in den Bäumen …

Ich kann es sowieso nicht allen recht machen

Natürlich möchte auch ich lieber sympathisch als unsympathisch wirken, will eigentlich auch niemanden irritieren … Aber eine der wichtigsten Lektionen meines Lebens ist ohne Frage: Ich kann es sowieso nicht allen recht machen. Nie! Never ever! Also: Versuchs besser gar nicht erst! Und wenn ich eigensinnig wirken sollte, kommt mir das grade recht: Dann werde ich selten bis nie zu Massenveranstaltungen eingeladen (die ich hasse!), niemand schickt mir den Antrag auf eine Vereinsmitgliedschaft – und selbst von Angeboten für Seniorenreisen bin ich bislang verschont geblieben. Ich werte das als gutes Zeichen. Und bin mit Absicht – gerade online – zu so vielen disparaten Themen gleichzeitig unterwegs, dass ich hoffentlich noch lang durch alle Schubladenritzen rutschen werde. So was ist für mich der erste Schritt auf dem Weg zu echtem Eigensinn. Das ist mir allerdings noch immer nicht deutlich genug – ich möchte gern noch mehr …

1 Jahr Unruhewerk, Blog 50plus, aus dem Bloggerleben50plus. Copyright: www.unruhewerk.de

 

In eigener Sache

Trilogie des Eigensinns, Selfpublishing, Buchhebamme, eigenes Buch, Kompass Eigensinn, eigensinnige autoren, eigensinnig schreiben, eigenes buch schreiben, buchhebamme, wer schreibt darf eigensinnig sein, Trilogie des Eigensinns, Selfpublishing, kreatives Schreiben, Eigensinn, eigensinnig schreiben, eigensinnig, Buch schreiben, eigenes Buch schreiben, Autor werden, Autorin werden, Schreibratgeber, kreativ schreiben, Kreativität, Selfpublishing

Die Trilogie des Eigensinns besteht bislang aus zwei Büchern – die sich ohne Probleme auch wunderbar getrennt voneinander lesen lassen. Macht durchaus Sinn, denn sie bilden zwar eine „Familie“, haben aber unterschiedliche Schwerpunkte. In „Mein Kompass ist der Eigensinn“ geht es darum, wie wir Eigensinn erkennen, ihn für uns entwickeln können. Aber auch darum, wo er seine Grundlagen hat, welche Vorbilder ich gefunden habe – und wie er uns helfen kann. Als Kompass zum Beispiel. Oder beim Schreiben von (eigenen) Büchern.
In „Wer schreibt, darf eigensinnig sein“ steht eigentlich schon alles Wichtige im Titel: Es geht um die praktische Realisierung des Schreibens mit Eigensinn, um Kreativität, aber auch um Selfpublishing. Da gibt es jede Menge Praxistipps, Übungen und Beispiele. Aber auch die Spiellust – meiner Ansicht nach ein wichtiges Schreib-Instrument – kommt nicht zu kurz. Zum Beispiel mit dem Selbsttest „Welcher Schreibtyp bin ich eigentlich?“ Der zieht sich – augenzwinkernd bis ernst – durch das ganze Buch.
Beide Bücher auf einen Blick – und auch zum Bestellen – im Shop der Autorenwelt hier. Aber natürlich auch überall sonst, wo es Bücher gibt.

Ich freue mich, wenn ihr diesen Beitrag in die Welt tragt ... danke!

17 Gedanken zu „Eigensinn, Bauchgefühl und Älterwerden

  1. Liebe Maria,
    je weniger Eigensinn wir uns erlauben, desto mehr rufen wir nach Leichtigkeit im Leben, nur um sie uns im selben Atemzug zu verwehren. Ich habe eine Medizin gefunden:

    Wer nur schwer mit Dingen fertig wird, nehme eine Prise Leichtfertigkeit.

    Warnhinweis: Mit Erstverschlimmerungen, ist zu rechnen. Anflüge von schlechtem Gewissen zum Beispiel. Dem kann frau jedoch wunderbar entgehen, indem sie sie auf Bäume klettert.

    Schön, dass wir uns gestern auf dem Baum begegnet sind 🙂
    Alles Liebe und Grüße an die Füße
    Birgit

    1. Liebe Birgit,
      ich habe die halbe Nacht von meinem grünen Drachenschuh geträumt… Und hab noch keine Ahnung, wie die dazu gehörige Erklärung lautet. Hat auch noch SEHR viel Zeit. Lieber träume ich ein bisschen weiter. Ich bin sicher: Die Schuhe und ich, wir werden noch vieles gemeinsam erleben! Darauf freue ich mich. Dank dir noch mal!!!

      Herzliche Grüße
      Maria

  2. . . . jetzt kommt die wieder hinterher, wie die alt Fasnet.
    Aber ich habe es nicht geschafft, alles chronologisch abzuarbeiten.
    Eigensinn ist gut, den hat man und das ist bis zu einem gesunden Maß auch in Ordnung, ohne dass man sich hier zu rechtfertigen hätte. Basta! Gefährliche Überschneidungen zu Starrsinn sehe ich wider um nicht.
    Allerdings werde ich beim Stichwort Achtsamkeit hellhörig. Irgendetwas sträubt sich in mir gegen diesen Hype, womit wir beim Bauchgefühl wären. Auch dieses hat durchaus seine Existenzberechtigung, oft hat es recht, nicht immer, aber Scheitern und Umdenken gehört nun mal auch zum Leben.
    Einen schönes Restwochenende wünsch ich dir
    Beate

  3. Ich fand Deinen Artikel so anregend, liebe Maria, dass ich ihn gleich in mein Online Magazin „Lebenskunst in der Lebensmitte mit Kerstin Frei und Bello & Bella“ aufgenommen habe.
    Hier findest Du meinen Blogartikel dazu:
    Auf gute Kooperation!
    Auf bald und auf das Leben Deine Kerstin Frei von Lebenskunst in der Lebensmitte

  4. Liebe Maria,

    zwei Sätze aus deinem wundervoll eigensinnigen Blog-Beitrag sind mir besonders ins Auge gefallen:

    „Es gibt kein Verbot für alte Weiber, auf Bäume zu klettern!“

    Großartig, diese Grande Dame der Literatur, von der dieser Satz stammt – Astrid Lindgren. Sie hat bewiesen: Kinderliteratur ist keine „kleine Literatur“, sondern steht der Erwachsenenliteratur qualitativ in nichts nach.

    Und dann ist da in dem Blog-Beitrag dieses Zitat von dir, das ich gerne unterstreichen möchte:
    „… und bin mit Absicht – gerade online – zu so vielen disparaten Themen gleichzeitig unterwegs, dass ich hoffentlich noch lang durch alle Schubladenritzen rutschen werde.“
    Diesen Satz finde ich wunderbar. Ein solch eigensinniges (Surf-)Verhalten ist der beste Garant, nicht in einer Filterblase zu landen.

    Bei meinen eigenen Suchanfragen oder (Buch-)Bestellungen denke ich mir auch manchmal: „Die“ (wer auch immer „die“ sind) können mich jetzt hoffentlich nicht wirklich einordnen; bestimmt fliegt „denen“ gleich ihre ganze Algorithmus-Kunst um die Ohren …
    Es kann nämlich schon mal vorkommen, dass ich auf YouTube nach einem Let´s Player suche und nahezu zeitgleich die Website eines RentnerInnenvereins aufrufe … Mein Surfverhalten insgesamt ist (hoffentlich) so disparat, dass jeder Algorithmus daran scheitert und – in meiner naiven Vorstellung – irgendwo in einer Garage in Silicon Valley ein Computer implodiert …
    Angeblich wissen Google, Amazon & Co., was ich aufgrund meiner Spuren im Netz bei der nächsten Wahl wählen werde. Da wünsche ich „denen“ schon einmal viel Spaß! Hoffentlich reicht deren Rechnerleistung für eine solch zweifelhafte Prognose aus. Falls ja: Vielleicht können „die“ mir einen Tipp geben, was ich bei der nächsten Wahl ankreuzen soll … ? Hmmm …

    1. Liebe Evelyn,

      ich musste grad grinsen … Ja: Das Bedürfnis, sich vor den Algorithmen zu „verstecken“, kenne ich auch. Und bin eigentlich ziemlich sicher, dass menschliche Denkleistungen den „automatischen“ Berechnungen ein Schnippchen schlagen können. Jedenfalls hoffe ich das 😉

      Hab ein wunderbares Wochenende,

      herzliche Grüße
      Maria

  5. Eigensinn und eigensinnig sein…
    Damit verhält es sich wie mit: Älter oder alt werden ist nichts für Feiglinge.

    Erst rackern „wir“ uns dafür ab, die zu werden, die wir sein könn(t)en.
    Werkeln im wahrsten Sinn des Wortes an unseren Talenten und Fähigkeiten, sind stolz auf uns, auf was wir gewuppt, geschafft oder geschaffen haben.

    Und plötzlich soll(t)en wir das nicht mehr sein???
    Wegen einer Summe an Jahren, oder gar einer Meinung/Gesellschaft?
    Kann nicht funktionieren aus meiner Sicht.

    Die Sache mit dem Eigensinn halte ich für eine ganz wichtige.
    Haltung soll „man“ haben…, Stellung soll „man“ beziehen… etc.pp.

    Nichts davon geht ohne Eigensinn.

    Nur mit Eigensinn, kann wer immer, zu etwas stehen. Fehlt der, fällt wer es ist in sich zusammen wird es eng, oder dreht der Wind ist es vorbei mit der Haltung, der Stellung die bezogen wurde…

    Alte, junge, mittelalte, alle soll(t)en sie auf Bäume klettern! Super Aussicht hat man vor dort;)

    Eigensinn ist wie ein Kind in eine Pfütze zu hüpfen und Spaß dabei zu haben, egal was andere denken, meinen… denn… oft würde sie gerne und trau’n sich nur einfach nicht, denn irgendwer könnte ja denken… Was interessiert was irgendwer denken könnte, um andere geht es in diesen Momenten nicht…, die sind für ihr eigenes Wohlbefinden oder dessen Gegenteil verantwortlich!

    Ohne Eigensinn ist nichts in die Wege zu leiten, Eigensinn ist elementare Gabe und Geschenk und kann meilenweit von unbequem entfernt sein…

    Eigensinn braucht jeder Mensch, in jedem Alter, meiner Meinung nach… Gleichschaltung kann vielleicht eine gewisse Zeit funktionieren, aber nie auf Dauer… Anpassung, insbesondere gegen eigenes Wollen, endet über kurz oder lang immer im GAU – egal ob bei Frau oder Mann, jung oder alt….

    Plus: Männer die nicht mit eigensinnigen Frauen können, haben ein Haltbarkeitsdatum, dass einem schwindlig werden könnte…, wobei sie selbst in allen Lebenslagen den Eigensinn als höchstes Gut für sich in Anspruch nehmen, aber wehe wenn…

    Aber stimmt schon, gern gesehen ist er nicht der Eigensinn, wo kämen wir dahin, wenn alle täten was sie wollen… Manche Sachen (Meinungen) ändern sich nie, die Kunst des Lebens besteht wohl darin sich nicht um sie zu scheren….

  6. Liebe Maria,

    ein sehr schöner, sehr sinniger Artikel.
    Da würde ich doch glatt ganz eigensinnig das Wörtchen zerpflücken wollen und mir meinen EIGENen SINN aus dem Leben basteln.
    Die Freiheit nehme ich mir, und wenn das Eigensinn ist, dann im besten Sinne.
    Liebe Grüße von
    Carola
    (aus meinem Lieblingsbaum gesendet)

    1. Liebe Carola,

      ich seh dich bildlich vor mir … mit allem Sinn. Oder allen Sinnen? Fall bloß nicht runter! Ach was, dann kannst du vielleicht kurz fliegen …

      Dank dir sehr für deinen Kommentar!

      Viele Grüße
      Mria

  7. Beim Lesen hatte ich sofort die Assoziation mit einem Gedicht von Erich Fried, das ich früher lange Zeit am Schreibtisch hängen hatte (und jetzt grade leider erst wieder googlen musste):

    Eigentlich keine Art

    Eigenartig
    wie das Wort eigenartig
    es fast als fremdartig hinstellt
    eine eigene Art zu haben

    Tja, besser kann man es kaum sagen.

    Dann habe ich hier nachgeschaut:
    http://synonyme.woxikon.de/synonyme/eigensinnig.php

    Und -merkwürdig?! – fast nur negativ besetzte Synonyme gefunden, außer in der Unterkategorie „beharrlich“ und „besonders“

    Ok, da finde ich mich dann durchaus wieder 🙂
    Und danke für den Gedankenanstoß!

  8. Danke für diesen Artikel <3
    Eigensinn ist für mich Selbstfürsorge. Und wer für sich selbst das Beste tut, ist ein Geschenk für seine Umwelt. Wenn jeder eigensinnig sich selbst das Beste täte (freilich ohne anderen dabei auf den berühmten Schlips zu treten), wäre die Welt schon ein großes Stück besser, friedlicher und wahrscheinlich auch nachhaltig produktiver. Es gilt »raus aus den alten Schuhen«, die da lauten »paß‘ Dich an«, »es geht nicht nur um Dich (du Egoist)« und »was, glaubst Du, wer Du bist«. Wer unter dieses Parolen sich permanent selbst verbiegt und sein Herz verrät, der lebt nicht, weder in der Zukunft (»und dann werde ich machen, was ich will«), noch in der Vergangenheit (»früher war alles besser)« oder gar im Jetzt (»ich höre auf mein Herz und genieße den Moment«). Im Gegenteil: solche Menschen sind wahre Zeitbomben für ihr Umfeld, weil sie an der Selbstverbiegung zerbrechen oder stahlhart gegen sich und andere, gar verbohrt, frustriert oder aggressiv werden.

    1. Liebe Sylvia,

      ich unterschreibe bei jedem deiner Worte!!! Danke dir für deine gute, klare Ergänzung meiner Gedanken. (Und das Thema Eigensinn treibt mich derzeit regelrecht um …)

      Ganz herzlichen Gruß
      Maria

  9. Liebe Maria, ach wieder so viele kluge Gedanken! Mir hat sofort „Es gibt kein Verbot für alte Weiber, auf Bäume zu klettern“ so gut gefallen dass ich es bei mir aufnehmen möchte. Und Eigensinn? Ich habe im Leben gelernt, dass solange ich verheiratet war (2 x) kam Eigensinn nicht gut. Gar nicht.. So lange ich mich anpasste, ging es gut, aber als ich das dann nicht mehr wollte? Und ich sage Dir Maria – ich liebe mein Singel-Leben mit meinem Eigensinn – obwohl ich zur Zeit gesundheitlich etwas rumschrappe.. Aber ich komme wieder hoch!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner