Die Umbrüche hören niemals auf. Vielleicht grad im Älterwerden nicht …

Die Umbrüche hören niemals auf. Vielleicht grad im Älterwerden nicht …

Über den dritten Band meiner Trilogie des Eigensinns habe ich ja schon geschrieben … Wie viele spannende Menschen ich darüber kennengelernt habe! Menschen, die sich zu ihrem Eigensinn bekennen wollten. Allen war das – wie mir – ein echtes Bedürfnis. Bei niemandem blieb das an der Oberfläche, wir alle haben uns eingelassen, auf uns. Auf unsere Fragen. Unsere Wege – die unterschiedlicher kaum sein können. Auf unseren Eigensinn eben. Den wir, mal zaghaft, mal ein bisschen überrascht, mal recht vehement, mal fast selbstverständlich in den Blick nehmen wollten. Oder sogar nehmen mussten. Eben, weil es uns ein Bedürfnis ist.

Zum Beispiel Annette Mertens. Mit ihr verbindet mich seitdem sehr viel mehr als „nur“ eine berufliche Zusammenarbeit. Und das führte unter anderem dazu, dass sie mich in ihrem Blog, den Ruhrköpfen, nach meinem Neustart zu befragen. Aber auch über den Eigensinn …

Annette schrieb: „… denn es ist ein kompletter Neustart gemeinsam mit ihrem Mann an einem ganz neuen Lebensmittelpunkt. Gelebter Eigensinn eben und spannend zu lesen :-)“

Danke, Annette!

Wen es interessiert: Hier gehts lang.

Wenn Routinen wegbrechen

Was ich noch nicht wusste, als ich auf Annettes Fragen antwortete, war, dass Charlotte, unser geliebter Hund, kurz darauf sterben würde. Ich hatte extra zwei Fotos mit ihr gewählt, um den Abschied aus dem alten Zuhause in Pulheim und die Ankunft an der Mosel zu dokumentieren.

Kleiner Hund, Charlotte, in einer leeren Wohnung mit Blick zurück

Mosel im Hintergrund. Im Vordergrund Charlotte, ein kleiner Hund

Jetzt erscheinen die natürlich in ganz anderem Licht … Aus dem Neustart ist ein kompletter Umbruch geworden. Unser Leben verläuft in völlig neuen Bahnen. Bedeutet: Nicht nur ein neuer Ort, sondern auch völlig neue Routinen – die wir erst noch finden müssen. Auch das gehört zu der Bodenständigkeit, die einem – nein: mir! – ein Hund schenken kann …

Ich gebe zu: Ich hatte immer schon Schwierigkeiten, die für mich passenden Routinen zu finden. Hat lang genug gedauert, bis ich die Notwendigkeit von Routinen erst mal verstehen lernte. Ihren Nutzen. Als Halt, um unnötige Grübeleien auszuschalten. Eine Routine ist eine einfache Struktur, die Notwendiges eingliedern kann, ohne, dass sie lästig wird. Die „Hunderunden“, das Füttern und Saubermachen – das waren solche Routinen. Die mir mittlerweile mehr fehlen, als ich das je für möglich gehalten hätte.

Für mich gilt: Wenn Routinen ungewollt wegbrechen, können geplante Umbrüche ins Bodenlose sinken.

Das ist uns passiert. Und es zieht mir im Moment tatsächlich ein bisschen den Boden unter den Füßen weg.

Der Tod eines geliebten Wesens ist ja nun sicher nichts, was sich irgendwie planen lässt. Aber ich vermute: Hätte ich das vorher gewusst, wäre mir dieser Neustart sehr, sehr schwer gefallen.

Hat das jetzt was mit dem Älterwerden zu tun?

Ja und nein …

Nein, weil sich so ein Schicksalsschlag (ja, das kann der Tod eines geliebten Hundes durchaus sein!) niemals, in keinem Alter planen lässt.

Ja, weil der Tod immer ein bisschen näher zu uns herrückt, je älter wir werden. Wir müssen mit ihm rechnen. Ob wir das nun wollen oder nicht. Ich hoffe nicht, dass uns dieser Gedanke jemals vollständig lähmen wird. Aber wir müssen/sollten ihn in Betracht ziehen. Ob er nun Tod oder Krankheit, Gebrechlichkeit oder Unfähigkeit-womit-auch-immer bedeutet.

Tatsächlich war das – wie ich ja auch Annette erzählt habe – einer der wichtigsten Überlegungen, die uns zu diesem Neustart geführt haben: „Jetzt können wir es noch – also tun wir’s doch einfach! Wer weiß, wie es in zwei, drei Jahren aussieht…“

Ja, mit dem Älterwerden gibt es diese Damoklesschwerter, die jederzeit auf uns drauffallen können. Gab es die früher nicht? O doch! Aber da hatte ich noch mehr Leichtigkeit, Unbeschwertheit, um so was Bedrohliches einfach ausblenden, zumindest größtenteils ignorieren zu können.

Sich Ängstlichkeiten bitte nicht ausliefern!

Viele Freunde fanden unseren Neustart „extrem mutig“. Das hat mich erst einmal erstaunt. Fand ich nämlich gar nicht. Er war viel mehr eine logische Fortsetzung dessen, was wir immer schon waren. Wir fühlten uns noch nie an einen bestimmten Ort gebunden. Waren immer schon ein bisschen abenteuerlustig, neugierig, ziemlich eigensinnig …

Aber mit dem Tod von Charlotte hat sich was verändert … Nicht nur die fehlende Sicherheit durch Routinen – das lässt sich irgendwann in den Griff kriegen. Eher die Angst vor diesen Einschlägen, die immer näher kommen könnten.

Ich nehme mir ganz fest vor: Davon werde ich mich nicht irritieren lassen! Solche Einschläge gibt es schließlich in jedem Alter. Nein, ich möchte auf keinen Fall immer ängstlicher werden mit dem Älterwerden!

Und vielleicht, vielleicht gehört der bewusste Umgang mit Umbrüchen ja auch zu den wirklich sinnvollen Wegen, um sich nicht solchen Ängstlichkeiten auszuliefern. Ich glaube und hoffe, das ist so!

 

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