Und noch ein Blog: das Küchenlatein von Ulrike Westphal

Und noch ein Blog: das Küchenlatein von Ulrike Westphal

Ulrike Westphal schreibt auf unserer Plattform Blogs50plus:  Küchenlatein ist ein „Blog, der sich seit 2005 mit Essen beschäftigt, und auch auf die Veränderungen, die ab 50 so passieren, eingeht.“ Übrigens: Auf Blogs 50plus kann sich hier nach wie vor jede/r hier kostenlos anmelden, wer bloggt, über 50 ist und daraus auch kein Geheimnis machen möchte. Jetzt aber zu Ulrike:

Hallo Ulrike, seit wann bloggst du?
Ich blogge seit 2005, im Juni 2020 feiert mein Blog also sein 15-jähriges Bestehen.

Erstes Rezept: ein gefülltes Picknickbrot

Gab es eine Idee, einen Traum, einen bestimmten Ansporn beim Start deines Blogs? Wenn ja: welchen?
Im Mai 2005 startete der erste deutsche Blog-Event. Bei so etwas wollte ich auch unbedingt mitmachen. Voraussetzung dafür war jedoch ein Blog. Deshalb habe ich mich am 22.06.2005 an meinen ersten Blogeintrag gemacht: Ein Rezept für ein gefülltes Picknickbrot. Ich war so unglaublich stolz darauf, weil ich nicht wie Tim Mälzer ein gekauftes Brot, sondern ein selbst gebackenes Brot zubereitet hatte. Das war der Beginn von Küchenlatein.

Hat sich diese Idee „woandershin“ entwickelt als vorher gedacht?
Nicht wirklich, auch noch 15 Jahre später schreibe ich noch immer noch über Essen.

„Ich bin demütiger geworden, ich genieße das, was ich habe“

Hat die Krise des Corona-Virus in deinem Blog Spuren hinterlassen? Machst du seither Dinge anders als vorher?
Im Blog hat das Virus insofern Spuren hinterlassen, als das ich doch froh bin, kochen und backen zu können. Ich habe immer einen bestimmten Vorrat an Lebensmitteln im Haus und könnte mich wochenlang davon ernähren, wenn vielleicht auch nicht so abwechslungsreich. Und ich bin demütiger geworden, heißt, ich genieße das, was ich habe.

Spielt das Älterwerden beim Bloggen/bei der Auswahl der Themen für dich eine Rolle?
Essen ist zeitlos, wenngleich ich mit zunehmender Lebenserfahrung mich mehr bewegen und weniger essen muss, um einigermaßen meine Figur zu halten.

Gibt es einen Zeitplan, einen inhaltlich „roten Faden“ für Blogbeiträge? So etwas wie einen Redaktionsplan? Wenn nicht: wonach wählst du dann aus?
Meine Schwerpunkte veränderten sich im Laufe der Jahre, „Suppe der Woche“, “Kochen ohne Tüte“ -heißt diverse Tüten und Becherchen der Industrie wurden entzaubert und selbst gemacht, „ Langsam gekochte vegetarische Gerichte aus dem Slowcooker oder auch für 2“ Jetzt widme ich mich den tollen Produkten aus Schleswig-Holstein, die gar nicht so einfach zu erstehen sind. Glücklicherweise gibt es ja Marktschwärmer Kiel und die Nordbauern.

„Wie definiert man Erfolg?“

Was ist mit dem Zeitfaktor? Wie viel Zeit pro Woche wendest du für deinen Blog auf? Kommt dir das manchmal auch zu viel vor – und was tust du dann?
Ich wende auf jeden Fall viel mehr Zeit für das Blog auf als in den Anfangsjahren, da reichten ein paar Zeilen und ein suboptimales Bild. Klar kostet das Zeit, auf der anderen Seite gibt so ein Blog auch „Struktur“. So bemühe ich mich, mindestens einmal pro Woche zu bloggen, auch da muss ich manchmal meinen inneren Schweinehund überwinden. Wie bei allen anderen Dingen im Leben aber auch.

An welchen Punkten sagst/denkst du: „Ich bin erfolgreich mit meinem Blog“? Oder ist Erfolg gar kein Kriterium für dich?
Wie definiert man Erfolg? Ich blogge schon seit 15 Jahren, werde immer noch gelesen, obwohl mein Blog nicht „hip“ ist. Ich freue mich, wenn meine erwachsenen Söhne bestimmte Rezepte nachkochen. Ich verdiene mein Geld nicht mit dem Blog, ich kann es mir leisten, Kooperationen nicht einzugehen.

Wie sieht es aus mit der Technik: Hattest – oder hast du – manchmal technische Schwierigkeiten? Wie löst du die? Oder flutscht es immer perfekt?
Klar, wer behauptet, technische Schwierigkeiten gäbe es nicht, der sagt nicht die Wahrheit. Ich halte es frei nach dem Motto: Fragen Sie jemanden, der sich damit auskennt. Ich habe bislang immer jemanden gefunden. Und wenn ich das nicht verstanden habe, sage ich, stellen Sie sich vor, Sie erklären das ihrer Mutter *grins* und schon werden die gut klingenden Fachworte weniger und es wurde mir geholfen.

Ich denke ja: Bloggen geht nicht ohne gute Netzwerke. Wie siehst du das, was tust du dafür? Und was macht für dich ein „gutes Netzwerk“ aus?
Was ist ein „gutes“ Netzwerk? Als das Bloggen noch nicht so kommerzialisiert war, habe ich viele BloggerInnen persönlich kennengelernt. Da hatte ich noch Spaß an Events, jetzt suche ich mir sehr aus, ob es sich lohnt, für ein „Päckchen Frischkäse“ einen halben Tag durch die Gegend zu reisen, das ich mir auch hätte selber kaufen können. Auf dieses „Netzwerk“ baue ich auf.

Hast du noch Pläne für die Zukunft deines Blogs? Neue Projekte im Auge? Und verrätst du uns die? Wahlweise auch als „Ich träume ja von …“
Mit zunehmender Lebenserfahrung wechseln die Ansprüche und Frau kann zurückschauen. Wenn ich das tue, habe ich schon ganz schön viel erreicht. Mein großer Traum, im Mai in die USA zu reisen und darüber zu schreiben, ist gerade zerplatzt. Das kann ich nicht ändern, ich bin doch sehr froh, wie gut es meiner Familie und mir geht. Das ist in diesen Zeiten doch viel wichtiger als Träume. Ich hoffe, dass ich noch lange Beiträge für Küchenlatein schreiben kann.

Ärgernis Mikroschrift

Mal ganz unabhängig vom Bloggen: Was ist dein Lieblingsgedanke zum Thema Älterwerden? Wahlweise auch: das größte Ärgernis?
Älterwerden ist nichts für Feiglinge. Ich finde, die Gesellschaft muss umdenken. Als ich berechtigt war, Seniorenbahncard zu fahren, hatte ich noch 6 Jahre und 2 Monate Arbeitsleben vor mir. Bei dem ein oder anderen Zipperlein, sagte der Arzt, damit müsse ich mich abfinden. Und genau das will ich eben nicht. Es muss auch Dinge geben, die Frau für sich tun kann, um die Zipperlein zu mildern, damit Frau bis zum verdienten Ruhestand und auch danach noch durchhält. Da lässt mich „die Gesellschaft“ oft im Stich.
Das größte Ärgernis? Die Secure App meiner Bank in Mikroschrift. Ich habe dem Bankmenschen gesagt, auch er würde hoffentlich ‚mal alt und dann würden seine Arme auch kürzer‘. Inzwischen ist die App lesbarer.

Vielen Dank, Ulrike!

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