Grannies als aupairs unterwegs in aller Welt. Eine gute Möglichkeit?
„Per Zufall habe ich in einem Gespräch mit einer Bekannten erfahren, dass es ein Online-Portal gibt, das lebenserfahrene Frauen als Leihomas (Aupair-Grannies) ins In- und Ausland vermittelt. Mein Interesse war gleich geweckt.“ So beginnt der erste Eintrag im Blog Granny auf Reisen. Ich habe diesen Blog ausgewählt, weil er so gekonnt bebildert und geschrieben ist: Nie zu viel und nie zu wenig.
Wo sind die Opas?
Das Thema interessiert mich schon lang, scheint es doch einer der wenigen Bereiche zu sein, in denen heute die Erfahrungen älterer Menschen – für alle Seiten nutzbringend – gebraucht, vermittelt, manchmal sogar geliebt werden: Familien mit Kindern auf der ganzen Welt suchen Leihomas. Läuft fast immer unter dem etwas irreführenden Titel „aupairs“ – mal als „Granny“, was dann nur die Omas meint, mal als „aupair-Senioren“ oder „aupairs 50plus“. Das oben genannte Portal beansprucht für sich, das „Original“ zu sein – aber es gibt mehrere Vermittlungsdienste für Großeltern auf Zeit. Der Bedarf, grade nach deutschen Großmüttern und Großvätern, scheint weltweit groß zu sein…Großväter allerdings kommen so gut wie nie vor, selten als Zielgruppe, einen Erfahrungsbericht habe ich gar nicht gefunden. Wenn mir das jemand mal erklären könnte, würde ich mich freuen!
Keinerlei Bezahlung, aber Mitgliedsgebühren!
Vielleicht habe ich die Antwort aber auch schon entdeckt: Möglicherweise liegt es schlicht daran, dass Männer anders rechnen als Frauen… Interessierte Familien wie vermittlungsbereite Großeltern müssen nämlich bei allen deutschen Vermittlungsagenturen eine Mitgliedsgebühr zahlen – zwischen ein bis zwei Euro pro Tag. Ja: Es ist ein Geschäft, beide Seiten müssen zahlen, auch die Leihomas und -opas. Ohne, dass ihnen bei diesem Geschäft ein Vertrag, ein Taschengeld, Reisekosten, Versicherungen oder gar Sprachkurse zustehen… Sicher: Die meisten Gastfamilien scheinen fair und freundlich zu sein, geben auch schon mal das ein oder andre dazu… Aber eine vertraglich gesicherte Leistung ist das nicht, sondern immer nur „Verhandlungssache“. Allgemein wird bei der Vermittlung von den „Lebenserfahrungen“ der reisenden Großeltern ausgegangen. Und die scheinen automatisch mit einzuschließen, dass Oma und Opa die jeweilige Sprache noch perfekt beherrschen, auch im Ausland gut versichert sind, Reise- und alle Kosten des täglichen Lebens außer Essen und Schlafen bequem aus eigener Tasche zahlen können, während gleichzeitig zu Hause natürlich auch die meisten Fixkosten weiterlaufen müssen.
Aufregend, spannend
Wenn also die Sache mit dem Geld nicht zum Problem wird, ist das Leben als „senior aupair“ vermutlich durchaus eine tolle Erfahrung. Wer es getan hat, ist in der Regel schwer begeistert. Und tut es wieder. So war die „Granny auf Reisen“ dieses Jahr schon mehrere Monate in Dublin. Und ist momentan in Göteborg, wieder als aupair in einer wirklich netten Gastfamilie. Bei ihr begann alles so: „Immer wieder habe ich die Website besucht und dachte mir, mit meiner kunterbunten Lebenserfahrung, meiner Kommunikationsfreude und meinem Humor bin ich für die Aufgaben einer Granny gut gerüstet. Kaum hatte ich mich mit meinem Profil angemeldet kamen schon die ersten Anfragen. Nicht nur aus Europa, sondern auch aus Mexiko und Malaysia. Ich war beeindruckt.“ Und so weit ich das sehen kann, hat sie diese Entscheidung nie bereut.
Doch! Es IST sicher eine großartige Möglichkeit. Noch einmal die Granny auf Reisen: „Granny-Aupair zu sein ist aufregend, spannend und eine hervorragende Möglichkeit eine Stadt, ein Land und seine Kultur aus einer Familie heraus kennen zu lernen.“ Ich glaube ihr das alles aufs Wort. Aber was würde dagegen sprechen, die Arbeit – die es ja auch ist – ganz regulär zu entlohnen, und sei es nur mit einem kleinen, dafür aber garantiert fixen Betrag?
Wer träumt nicht davon, monatelang weltweit unterwegs zu sein….?
Nein, Urlaub ist es NICHT!
Ich will diese Option auf ein kleines (oder großes) Abenteuer für ältere Menschen wirklich nicht schlecht machen – nur sollte man sich eben im Klaren darüber sein, was von einem erwartet wird: Geld, Versicherungen etc. – siehe oben. Und natürlich die Kinderbetreuung, manchmal auch Mithilfe im Haushalt. Was übrigens immer kostenlos von der Gastfamilie angeboten wird, sind Kost und Logis.
Unterm Strich ist diese Art des Reisens vermutlich durchaus eine interessante Form, um mehr von der Welt zu sehen… vor allem über längere Zeiträume hinweg. Wer kann sich schon einen mehrmonatigen Urlaub in Schweden leisten?! Obwohl… Urlaub ist das selbstverständlich NICHT! Noch einmal Granny auf Reisen: „‚Fremde‘ Kinder zu betreuen ist eine andere Art der Herausforderung, als man es von den eigenen Kindern und Enkelkindern kennt. Da braucht es Beherztheit und Vertrauen auf beiden Seiten.“ Darum gefällt mir dieser Blog so gut: Ich habe das Gefühl, die Betreiberin ist ehrlich.
Je mehr ich mich mit dem Thema „granny aupairs“ beschäftige, desto kritischer sehe ich die Sache allerdings auch… Wer sich dafür interessiert, sollte sich zum Beispiel mal die – teilweise selbst erlebten – kritischen Stellungnahmen der Forums-Mitglieder im 50plus-treff.de ansehen.
Und was meint ihr so?
Das interessiert mich jetzt wirklich: Was haltet ihr von der Option, als „Granny aupair“ unterwegs zu sein? Ist das für euch eine Option? Oder kennt ihr bessere Möglichkeiten? Hat vielleicht jemand schon eigne Erfahrungen als Leihoma (oder gar -opa) in einer Gastfamilie gemacht?
In eigener Sache
Möchte jemand vielleicht über seine Erfahrungen als granny aupair – oder ein anderes Thema – ein eigenes Buch schreiben? Dann empfehle ich meine Trilogie des Eigensinns. Denn sie richtet sich vor allem an Menschen, die vom Schreiben träumen …
Die Trilogie besteht bislang aus zwei Büchern – die sich ohne Probleme auch wunderbar getrennt voneinander lesen lassen. Macht durchaus Sinn, denn sie bilden zwar eine „Familie“, haben aber unterschiedliche Schwerpunkte. In „Mein Kompass ist der Eigensinn“ geht es darum, wie wir Eigensinn erkennen, ihn für uns entwickeln können. Aber auch darum, wo er seine Grundlagen hat, welche Vorbilder ich gefunden habe – und wie er uns helfen kann. Als Kompass zum Beispiel. Oder beim Schreiben von (eigenen) Büchern.
In „Wer schreibt, darf eigensinnig sein“ steht eigentlich schon alles Wichtige im Titel: Es geht um die praktische Realisierung des Schreibens mit Eigensinn, um Kreativität, aber auch um Selfpublishing. Da gibt es jede Menge Praxistipps, Übungen und Beispiele. Aber auch die Spiellust – meiner Ansicht nach ein wichtiges Schreib-Instrument – kommt nicht zu kurz. Zum Beispiel mit dem Selbsttest „Welcher Schreibtyp bin ich eigentlich?“ Der zieht sich – augenzwinkernd bis ernst – durch das ganze Buch.
Beide Bücher auf einen Blick – und auch zum Bestellen – im Shop der Autorenwelt hier. Aber natürlich auch überall sonst, wo es Bücher gibt.
12 Gedanken zu „Grannies als aupairs unterwegs in aller Welt. Eine gute Möglichkeit?“
Hallo, mir gefällt der Blog sehr gut.
Bin schon seit längerem dabei, einen Englandaufenthalt als Granny Aupair zu finden. Bin aber noch nicht fündig geworden, da ich nur für 6 Monate die Zeit hätte.
Ich bin bei Frau Hansen registriert, aber könnte ich noch weitere Möglichkeiten ausschöpfen? Wäre über jeden Vorschlag dankbar. Gruß
Jutta
Liebe Jutta,
konkrete Tipps hab ich leider nicht… Wünsche dir aber viel Erfolg!
Maria
Ich war selbst als Granny Au Pair tätig. Die Dienste einer Agentur zur Vermittlung ins Ausland werde ich allerdings nicht mehr in Anspruch nehmen. Ich habe selbst aktiv gesucht, dabei die allerbesten Erfahrungen gemacht und eine wunderbare Wertschätzung erfahren. Mütter bzw. Familien kann ich dazu nur ermutigen, ihrerseits aktiv zu werden und die Konditionen selbst auszuhandeln.
Liebe Theresia,
vielen Dank dafür, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst! Ich glaube, wenn ich solche Pläne hätte, würde ich es machen wie du: Selbst aktiv werden und die für mich richtigen Konditionen aushandeln.
Mit herzlichem Gruß – und hoffentlich erlebst du noch viele neue, tolle Reisen im Dienst als „Granny“!
Maria
Ich wollte schon immer im Ausland für eine gewisse Zeit leben. Als junge Frau war ich viel zu schüchtern. Ich habe ein halbes Jahr in London als Au-pair gelebt. Heute bin ich viel freier. Sehr gerne wäre ich auch bereit hier eine Leih-Oma zu sein. Sogar kostenlos. Ich arbeite selbst noch und bin flexibel. Flexibler als manch eine junge Mutter. Die müssten sich auch auf eine junge und aktive Oma einstellen.
Ich hatte damals keine Hilfe und weiß, dass die Verpflichtung für ein Kind ganz schön einengend sein kann.
Hallo liebe Maria,
endlich hatte ich auch mal wieder Zeit zu einem Blogbesuch bei dir! Ich finde die Au-Pair-Idee immer schon spannend, hätte als junge Frau mal die Chance bekommen, ein Jahr lang in New Jersey bei einer Familie als Au Pair zu arbeiten, bei der zuvor meine Freundin gearbeitet hat (und hätte dort auch Gasthörerin an der Uni sein können), doch hätte ich dafür meinen Arbeitsplatz und aus Kostengründen meine Wohnung aufgeben und einen liebevollen Platz für meine Katzen suchen müssen. Ich denke, wenn man frei und ungebunden ist, Kinder gerne hat, flexibel ist und eine Hauch von Abenteuerlust verspürt, dann ist es in jedem Alter interessant, eine Au-Pair-Stelle anzunehmen.
Wenn ich selbst als Mutter Au-Pair-Dienste in Anspruch nehmen würde, wäre mein Blick auf die Person, in deren Hände ich das Wohlergehen meiner Kinder lege, allerdings sehr, sehr kritisch. Ich würde schon bei Frauen sehr genau hinschauen. Und es gäbe vermutlich kaum einen von einer Agentur vermittelten Mann, dem ich soweit vertrauen würde, dass er mit meinen Kindern sein dürfte. Dafür ist einfach schon zu viel Unglaubliches, Erschütterndes passiert auf der Welt. Es mag durchaus nette Männer geben, die nicht die geringste pädophile Tendenz haben und dennoch gern auf Kinder aufpassen. Aber ich kann in keinen Mann hineinschauen, und bis etwas offensichtlich wird, könnte es zu spät sein. Möglicherweise ist DAS der Hauptgrund, weshalb es kaum Leihopas gibt… weil es auch kaum eine Nachfrage gibt…
Jedenfalls sehr interessant und zum Nachdenken anregend, dein Beitrag.
Ganz herzliche Rostrosengrüße, Traude
Liebe Traude, vielen Dank fuer deinen Kommentar! Ja, New Jersey klingt verlockend… Aber das, was dich daran gehindert hat, trifft auf „Grannies“ ja immer noch zu… Wohnung, Katzen.. Und deine Gedanken zu den Maennern….Puh! Auf DIE Idee in ich gar nicht gekommen! Ich hoffe sehr, du hast keine konkreten Anlass fuer solche Ueberlegungen!
Ganz herzliche Gruesse
Maria
Tolle Idee. Ich finde nur, dass man dafür nicht ins Ausland gehen muß. Es reicht sicher, sich einmal in der eigenen Stadt umzuschauen. So viel ich weiß, gibt es auch in Deutschland viele berufstätige Eltern, die sich über (Leih-) Großeltern freuen. Das Beste daran: Die Zusatzkosten fallen weg.
Liebe Karin, du hsst voellig Recht: Diese Angebote, Dienste und Initiativen gibt es auch. Und sie sind sehr sinnvoll. Mir ging es in meiner Faszination fuer das Thema aber tatsaechlich vor allem um die Morgluchkeit laengerer Auslandsaufenthalte..Stell dir mal vor: drei Monate Rom! Oder woanders….
Herzlichen Gruss
Maria
Hab jetzt mit Mitte 40 selbst noch einen 4jährigen Sohn, würde aber gerne als Rentnerin als Granny-Aupair losziehen. Nur doof, dass wir mindestens bis 67 Jahren arbeiten müssen……Bin immer schon gerne gereist, auch für längere Zeit.
Ja, das finde ich auch doof… Jeden Tag wieder…
Herzlichen Gruß
Maria
Ich würde mich für eine Leihoma in meiner Stadt interessieren. Aber die wollen ja auch bezahlt werden. In München liegt da der Stundenlohn bei 10 Euro. Das ist mir zu teuer als Alleinerziehende.
Gruß
Kultmama