An alle Außerirdischen: So geht Wesentlich-Werden! Oder: Liebeserklärung an meine Badewanne

An alle Außerirdischen: So geht Wesentlich-Werden! Oder: Liebeserklärung an meine Badewanne

Der Mensch, der die Badewanne erfunden hat, ist für mich der größte Held der Welt. Nirgendwo sonst kann ich so effektiv, genussvoll und sicher untertauchen. Im wahrsten Sinn des Wortes. Gleich danach kommen lange Strandspaziergänge mit Hund. Allerdings: Dabei muss ich schon wieder nachdenken: Regenjacke – ja oder nein? Barfuß – ja oder nein? Und: Hilfe!!! Darf der Hund das fressen, was er da frisst?!
In meiner Badewanne muss ich nichts denken. Nichts! Aber ich kann … Wenn ich will.

Ja, ja, ich weiß schon: Natürlich hat die Badewanne kein einzelner Mensch erfunden. Eher schon ist sie eine Art kollektiver Menschheitstraum, seit jeher. Vermutlich gibt es irgendwo auch eine höchst verdienstvolle Kulturgeschichte der Badewanne – wenn nicht, schreibe ich die vielleicht noch eines Tages. Aber im Moment interessiert mich das gar nicht. Es geht einzig und allein um dieses Gefühl: komplett loslassen! Alles! Mit voller Absicht. Und das auch noch genießen dürfen. Nichts denken, nichts müssen, einfach abtauchen. In sich selbst, ins warme Wasser, in den kleinen, geschützten Raum meiner Wanne.

 

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Alles kann, nichts muss

Ich weiß nie vorher, was dann passieren wird. Manchmal werde ich müde, manchmal munter. Manchmal denke ich wirklich gar nichts, manchmal löse ich fast alle Probleme dieser Welt in Gedanken – alle auf einmal. Aber es gibt da auch Geschichten, blöde oder nützliche Einfälle, Gesprächsfetzen aus den letzten Tagen, Träume für die Zukunft. Oder das Grübeln darüber, was ich anziehen werde, wenn ich das Wasser wieder verlassen muss. Alles kann, nichts muss. Ich bin ganz einfach. Bei mir.

Wesentlich-Werden

Keine Ahnung, was zum Beispiel die Römer in ihren gigantischen Bädern so alles gemacht haben, ob sie überhaupt Badewannen hatten, so ähnlich wie unsere. Aber eines weiß ich ziemlich sicher: Dieses Bedürfnis, sich fallen zu lassen – in sich selbst,  in einen Geruch, in ein Gefühl … das ist ein menschliches, universelles, ziemlich starkes Gefühl. Tiefsitzend, kulturübergreifend und ortsunabhängig – ja: Für viele Menschen funktioniert das sogar auch ohne Badewanne. In Meditationen, beim Yoga … Spielt eigentlich keine Rolle. Denn es geht mir nur um dieses Gefühl. Genau das ist für mich Wesentlich-Werden, Wesentlich-Sein.

Jetzt kann ich nur hoffen, lieber Außerirdischer, dass du so was wie Gefühle überhaupt kennst. Sonst verstehst du nämlich kein Wort von dem, was ich hier schreibe. Dann müsste ich wohl sagen: Sorry, das kann ich dir nicht erklären! Wesentlich-Werden schient eine rein menschliche Angelegenheit zu sein. Ich weiß auch gar nicht, ob ihr Kleidung, Statussymbole und so was habt…. Ich weiß nur: Für mich ist am In-die-Badewanne-Gehen auch nicht un-wesentlich, dass ich dabei ganz nackt bin. Unter anderem merke ich dann immer, mit wie viel eher unnötigem Zeug ich mich außerhalb der Badewanne noch immer umgebe. Und wie einfach vieles wird, wenn ich mir erlaube, das wegzulassen.

Schreiben …

Ach ja und übrigens: In der Badewanne entstehen meine besten Geschichten-Anfänge. So wie dieser hier. Darum muss immer Papier und Bleistift in der Nähe liegen. Die gehören definitiv nicht zu den überflüssigen Dingen …

… zum Beispiel für Petra Schuseil

Wer sich jetzt fragt, warum ich seit neuestem Erklärungen für Außerirdische schreibe, dem sei gesagt: Das geschieht, um einer tollen Frau einen Wunsch zu erfüllen. Petra Schuseil hat mich darum gebeten. Und weil mir ihr Buch zum eigenen Lebenstempo so gut gefallen hat, erfülle ich ihr diesen Wunsch natürlich gern.

Ich freue mich, wenn ihr diesen Beitrag in die Welt tragt ... danke!

12 Gedanken zu „An alle Außerirdischen: So geht Wesentlich-Werden! Oder: Liebeserklärung an meine Badewanne

  1. Toller Schreibstil, das hat mich ganz fantastisch amüsiert. (-; Mir geht es ähnlich – die Badewanne ist ein Muss in meinem Leben und am liebsten würde ich sie jetzt einlaufen lassen. (-; Liebe Grüße!

    1. Liebe Caroline,

      merci vielmals! Jaaaa, ich hab tatsächlich eine eiserne Regel: Mehr als einmal am Tag geht nicht! (Der Gedanke kommt mir aber auch nur, wenn es draußen sehr kalt ist und ich dreimal am Tag mit dem Hund rausmuss oder sehr erkältet bin…)

      Ein Hoch auf unsre Badewannen!

      Herzlichen Gruß
      Maria

  2. Hallo Maria
    ja, wie wahr. Für mich ist die Badewanne ein Ort der Erholung. Was immer auch ist, wenn es mir mal nicht so gut geht, dann ein Bad und ich bin glücklich. Oder einfach so! Liebe Grüße Gabi

    1. Ja, die Langsamkeit! Das eigene Tempo… Finde ich auch extrem wichtig! Und auch darueber hat Petra Schuseil schon lange und sehr gruendlich nachgedacht. Hab ich auch mal was drueber geschrieben… viel wichtiger aber ist Petras Buch ueber das Lebenstempo (sitz grad im Zug und kriege keine Verlinkung hin, sorry!)
      Lieben Gruss
      Maria

  3. Liebe Maria,

    ja, der oder die Außerirdische muss fühlen können um dieses wunderbar schöne Gefühl eines Bades – ganz nackt – verstehen zu können. Nie nie nie wäre ich auf das Baden gekommen, um „wesentlich werden“ zu erklären. Sehr cool! Sehr logo!

    Hier auf Zypern hab ich im HOtelzimmer auch eine Badewanne, es ist nur leider arge Wasserverschwendung hier auf der Insel, wo jeder Tropfen Wasser ein kostbares Gut ist. Vielleicht ein letztes Bad vor Abreise … um sich ein bisschen wie Aphrodite zu fühlen?
    Mal sehen.
    Danke für deinen schönen Artikel!! und dass du der Einladung gefolgt bist.
    Herzlich. Petra

  4. Liebe Maria,
    ich habe noch nie eine so schöne Liebeserklärung an die Badewanne gelesen. Deine Gefühle habe ich sofort verstanden, obwohl ich Duscherin bin.
    Allerdings ist mir das Wesentlich-Werden nicht fremd. Das wäre ja schrecklich. Bei mir geschieht das eher bei einem Spaziergang, beim Bergsteigen, Schwimmen ist auch ganz wesentlich – jedoch eher im Sommer, da ich kein Clorwasser mag.
    Tja, eigentlich ganz egal wo und wie, Hauptsache Bewusst-Sein.
    Herzliche Grüße,
    Beatrix

  5. Als ich nach Köln zurück gezogen bin, habe ich eine wunderschöne Wohnung gefunden. Leider gibt es hier nur eine Dusche. Mir ist die Umstellung schrecklich schwer gefallen. Ich liebe baden und hab mich auch nach über zwei Jahren noch nicht daran gewöhnt, dass ich das jetzt nicht mehr kann.

    1. Liebe Karin,
      ich würde fast alles mit dir teilen … Nur meine Badewanne – die nicht! Ich fühle mit dir – und kann mir eigentlich gar nicht vorstellen, wie schwer das sein muss. PUH! Da helfen auch keine guten Tipps wie Claudiustherme oder so. Ist einfach nicht mit einer Badewanne vergleichbar.

      Toll, dass du das überhaupt aushältst 😉 (Ja, ich weiss: Da gibt es durchaus gewichtigere Dinge, die man erwähnen könnte … Aber!)

      Herzliche Grüße
      Maria

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