Vom Wünschen, Staunen und Hoffen: Weihnachten

Vom Wünschen, Staunen und Hoffen: Weihnachten

Ich hab das letzte Jahr wirklich sehr häufig gestaunt, fast wie ein Kind, über die warmherzige „Willkommenskultur“ an so vielen Orten, bei so vielen Menschen – auch und gerade dort, wo ich vorher dergleichen niemals wahrgenommen habe. Zugegeben: Ein wenig „erwachsenes“ (sprich: Enttäuschungen gewohntes) Zweifeln war auch dabei: Wird das gut gehen? Kann das gut gehen? Wird all den ehrenamtlich Helfenden nicht schon bald die notwendige Kraft, die Zuversicht ausgehen? Werden die Geflüchteten Frieden finden können – eines Tages? Werden Wunden heilen, Wurzeln neu wachsen, kann Neues entstehen? Ich weiß es nicht. Nur eins scheint mir sicher: Es braucht viel, sehr viel Zeit. Konzentriere ich mich auf den staunenden (Kinder-)Blick, scheint es möglich. Weil ich mir das wünsche. Dass es ein Ankommen gibt. Das hält. Freundliche Blicke, offene Arme. Die freundlich und offen bleiben. Eins wünsche ich mir dabei vor allem: Dass wir wissen, dies ist erst der Anfang eines Weges. Der lang sein wird. Und dass wir – obwohl uns das klar ist – dennoch an der Zuversicht festhalten: Es kann gut gehen. Wir sind bereit, auch weiterhin zu helfen… denn die Wunden sind noch lange nicht verheilt.

Weihnachten: Staunen wie die Zie- äh, ne: Kinder.... Bild erstellt mit Hilfe von https://photofunia.com/

Weihnachten: Staunen wie die Zieg- äh, ne: Kinder…. Bild erstellt mit Hilfe von https://photofunia.com/

Staunend: Dankbarkeit

Unsere Welt ist im Umbruch, oft denke ich: Wir sind mitten in einer Zeit erneuter Völkerwanderungen. Da verändert sich so vieles. Da ist es auch wichtig, dass die, die bleiben dürfen, wo sie vorher schon waren, gut auf sich aufpassen. Auch da möchte ich mir – so weit das geht – den staunenden Kinderblick bewahren. Tatsächlich staune ich noch oft, wenn mir unerwartete Freundlichkeit begegnet. Das war ganz oft der Fall, seit ich dieses Blog gestartet habe – und bedanke mich bei allen dafür, die ich damit meine… Ich denke: Ihr wisst schon, wen ich meine…
Doch es geht noch weiter: Ganz unerwartet bin ich mit meiner Blogparade von einer Reihe Menschen „entdeckt“ worden, die ich unendlich bewundere. Menschen, die krank sind, chronisch oft und/oder unheilbar oder Kinder mit solchen Krankheiten haben. Die nie aufgeben und ohne jedes Tröpfchen Selbstmitleid ihr Leben in Blogs protokollieren. Wissen aus erster Hand, gelebtes Leben, nachdenklich oft, manchmal wütend, manchmal verzweifelt, immer lebendig. Darüber, dass die Betreiberinnen und Betreiber dieser Blogs mich entdeckt haben, bin ich froh. Dafür, dass sie tun, was sie tun – und vor allem: WIE sie es tun  – bin ich äußerst dankbar. Es ist ein Stückchen wertvolle Aufklärungsarbeit, es sind offene Arme ganz anderer Art. Dahinter steht für mich immer: „Ich erklär dir jetzt mal das, was du gar nicht verstehen KANNST“. Und zwar mit Offenheit, Geduld und Freundlichkeit.  Auch ich kenne Krankheiten. Aber mir wäre es zu viel, mich täglich schreibend damit auseinanderzusetzen. Ich schaff das nicht. Umso mehr bin ich all jenen zu Dank verpflichtet, die sich anders entschieden haben. Ja: Ganz oft sprecht ihr damit auch für mich. Tausend Dank dafür an euch alle! (Wer die bisherigen Ergebnisse der Blogparade nachlesen möchte: hier.)

Staunend: unausrottbarer Optimismus

Manchmal staune ich ja auch über mich selbst: Dass der Optimismus, am Ende könnte doch noch alles gut werden, wie unausrottbares Unkraut immer wieder an die Oberfläche kommt. Dafür bin ich dankbar. Und das ist mein größter, ganz privater Wunsch zu Weihnachten: Dass kein Rückschlag dieser Welt (der unweigerlich immer kommt…) diesen Optimismus je ausrotten kann: Er ist in mir verwurzelt, ganz ohne mein Zutun. Und wer von euch grad in einem dieser „Rückschlaglöcher“ festhängt, dem wünsche ich, dass es ganz schnell wieder vorbei geht. Guckt doch mal nach: ganz unten, tief in der Erde, sind da nicht winzige Wurzeln zu ahnen? Wir wissen doch: Im Frühling ist dann plötzlich wieder alles grün… Muss doch irgendwoher kommen!
Aber vielleicht sollte man zu Weihnachten noch gar nicht an den Frühling denken… Sondern einfach nur genießen. Jetzt. Sofort. Freie Tage, Kerzenschein, gute Düfte, netten Besuch, Lebkuchen oder Fünf-Gang-Menü, das Klirren von Christbaumkugeln oder Weingläsern…. Einfach so im Jetzt verharren, mindestens zwei Gänge runterschalten, innehalten, staunen. Vielleicht Musik, vielleicht ein Buch, vielleicht selber singen… Und genießen. Licht ausschalten, Kerzen gucken. Schmerzhafte Gedanken ausknipsen, Weihnachten gucken.

Staunend: Hoffnung

Weihnachten ist ein Versprechen. Auf (noch) wärmere Tage, wachsendes Unkraut, mehr Licht. Und wisst ihr was: Das wird auch wirklich passieren. Garantiert! Ab 23. Dezember schon werden dieses Jahr die Tage wieder länger (nach dem Julianischen Kalender war es die Nacht vom 24. auf den 25. Dezember). Dass Tage kürzer und länger werden, ist natürlich eine kalendarische Selbstverständlichkeit. Und trotzdem finde ich: Wer darüber noch staunen kann, hat gewonnen. Hoffnung nämlich. Okay, manchen mag das banal erscheinen – dann sucht euch halt was anderes zum Staunen, zum Hoffen!  Was mich angeht: Genau das wünsche ich mir am meisten: Dass die Hoffnung hält. Für mich. Für dich.

 

 

Ich freue mich, wenn ihr diesen Beitrag in die Welt tragt ... danke!

5 Gedanken zu „Vom Wünschen, Staunen und Hoffen: Weihnachten

  1. Einen sehr bewegenden Text hast du geschrieben.
    Ich wünsche dir ein wunderschönes Weihnachtsfest und sehr viele Gelegenheiten zum staunen 😉
    Luzerne

  2. Das ist ein ganz wunderbarer Text zum Jahresausklang, Maria! Dein Kinderstaunen tut so gut. Möge es dir erhalten bleiben. Und auch dein Optimismus, deine Bereitschaft zu sehen und zu lernen. Schöne Weihnachtstage dir! Gerda

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