Wie ist das jetzt mit der Offenheit? Auswertung Blogparade, Teil 2

Wie ist das jetzt mit der Offenheit? Auswertung Blogparade, Teil 2

Wer den ersten Teil verpasst hat: den findet ihr hier. Und noch einmal: Ganz herzlichen Dank an alle, die mitgemacht haben!

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Wie funktioniert das überhaupt mit der Offenheit? Oder: Das richtige Maß

Eins ist klar: Meine blöde Frage nach einer „Formel“, mit der sich berechnen lassen könnte, wie viel Offenheit ein Blog braucht oder verträgt, war ein eher hilfloser Versuch, etwas zu definieren, was sich kaum fassen lässt… Mir ist schon klar: Eine solche „Formel“ KANN es vermutlich gar nicht geben. Was viele von euch genau so bestätigt haben….

Denn: „Wie viel ‚privat‘ nun gut und wie viel schlecht ist, lässt sich pauschal nicht sagen. So manches Mal ist es sicher eine Gratwanderung, oft sitze ich selbst hier, schüttel mich und schreie laut ‚too much information!‘. Ja, da hat die „Checkerin“ (hier) völlig Recht, und sie fährt fort: „Aber per Definition zu sagen: ‚Dieses ist zu viel und jenes zu wenig‘ – das funktioniert nicht!“ So ist es! Es ist Geschmackssache, punkt, Ende, aus. Andre haben gleich klipp und klar gesagt, sie verstehen meine Frage nach einer „Rechnung“ einfach nicht. Das waren wohl die Realisten unter euch, die sich gar nicht erst mit überflüssigen Fragen aufhalten….

Die klarsten Worte findet Dani von „Glucke und so“: „Ich habe nie ausgerechnet, wieviel ich preisgeben müsste, möchte oder kann, um authentisch zu wirken. Also wer bloggt um irgendwie zu wirken, der sollte es vielleicht sein lassen.“

Okay. Meine blöde Idee mit der „Faustformel“ geht also gar nicht. Ein „Gegenmittel“ hat aber möglicherweise Ulrike Schwieren-Höger hier gefunden:Ich glaube, das öffentliche Schreiben ist einfacher, wenn viel Unbekümmertes einfließt. Nachdenken verdirbt den Schwung genauso wie die genaue Recherche.“

Schön finde ich, wie es Claudia Münster gelingt, das schwer Fassbare – also das „richtige Maß“ – zu definieren:Es gibt eben nicht den einen Blog, sondern unzählige Varianten. Das  gilt auch für den Leser. Selbstverständlich folgst du ausschließlich Blogs zu einem Thema, das dich interessiert. Du bist dort, weil du berührt, informiert oder bereichert werden möchtest. Und genau deshalb wird jeder Blog dauerhaft  ausschließlich die Leser anziehen, die exakt das suchen, was auf diesem Blog angeboten wird. Die Frage, wieviel Nähe darf ich zumuten, stellt sich deshalb auch  nicht grundsätzlich. (…). Denn der Leser, der bleibt, sucht genau das Maß an Nähe, das du  anbietest. Andernfalls ginge er. Es gibt deshalb nicht im Allgemeinem zu viel Persönliches. Aber  auch nicht zu wenig.“

Eine andere – eigentlich sehr nahe liegende – Grenze findet Sunny von sunny’s side of life: „Dinge, die mich umtreiben oder gar auch mal belasten, reflektiere ich, wenn überhaupt, in Gesprächen mit Partner, Familie oder Freunden.“ Sie trennt also ganz simpel zwischen „real life“ und virtueller Reflektion.  Sicher auch keine schlechte Idee….

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„Lohnt“ sich Offenheit denn überhaupt?

Ein ganz klares JA von Cecilia Sticker: „ob ich mich über meinen Nachbarn, den UNSÄGLICHEN, aufrege oder nicht – das darf die Welt wissen. Ist doch besser als ein Magengeschwür, oder?“ (Beitrag hier)

„Nach 10 Jahren Bloggen und Social Media hatte ich noch keine einzige Situation, in der ich einen Nachteil erfahren habe durch meine Offenheit. Im Gegenteil. Vieles wäre nie möglich geworden ohne meine Offenheit.“ (vielfalten.com von Sonja Schiff, hier ).

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Und wo sind die Grenzen der Offenheit?

Das ist eine Frage, auf die in meiner Blogparade ziemlich großer Konsens herrscht. Auf einen Nenner gebracht: Bei aller Offenheit, die – da sind sich die meisten einig – zumindest „in Maßen“ (abhängig von Temperament/eignen Ansprüchen und Möglichkeiten) notwendig ist, beginnt die Grenze für die Meisten dort, wo es zu INTIM wird. Doch auch das ist von Mensch zu Mensch (und Blog zu Blog) unterschiedlich:

„Dinge, die ich nicht einmal meiner besten Freundin erzählen würde, kommen für einen Beitrag nicht in Frage“, sagt klipp und klar Karin Austmayer in ihrem Blog sweet sixty hier.

Sabine Gimm: „Ich habe keine Lust, mich öffentlich auszuziehen und das Innerste nach außen zu krempeln“, schreibt sie und konkretisiert: „Alles, was in den intimen Bereich geht, ist und bleibt für mich tabu. Darüber werde ich hier nichts schreiben und veröffentlichen. Ebenfalls werdet Ihr von mir keine Tragefotos mit Dessous und dergleichen zu sehen bekommen. Das übersteigt meine Schamgrenze.“

Silke, die Kultmama: „Ich muss nicht wissen, was jemand so täglich kocht oder abends im Fernsehen sieht.“

„Es gibt für mich Sachen, die ich, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, niemals thematisieren würde. (…) So was wie ein Heiratsantrag, eine Hochzeit, eine Schwangerschaft, ein schöner Abend mit der Familie/Freunden/meinem Partner, ein Streit oder mein Sexleben“ schreibt die „Checkerin“.

Oder – mit einem anderen Bild – Katrin alias Musikhai hier: „Was das Private und Persönliche angeht, ist das so wie in den eigenen vier Wänden: Bad und Schlafzimmer sind für die Öffentlichkeit tabu! Ich würde keine Nacktfotos oder zu intime Erzählungen in Beiträgen des Blogs zeigen/erwähnen.“

Doch auch die Grenzen der Intimität sind variabel. So schreibt die Betreiberin von breakpoint: „Wie regelmäßige Leser wissen, habe ich hier im Laufe der Zeit schon sehr offen, auch über intime Detail gebloggt (…) Dennoch gibt es Grenzen.“

Claudia Münster sieht die Grenzen so: „Das Zuviel an Persönlichem ist allerdings erreicht, wenn ich mich lediglich auskotze. Weil ich wütend bin und etwas einfach  loswerden will. Wenn es dabei nur um mich geht und nicht um den Wert, den ich damit stiften kann. Wenn es für dich als  Leser unangenehm  wird.“

Sunny von sunny’s side of life (hier) wiederum hat durchaus auch Verständnis dafür, wenn jemand ab und an mal ein wenig ZU deutlich wird: „Und selbst wenn ich mir mal wirklich denken sollte, ’so genau hätt ichs jetzt nicht wissen müssen‘, so weiß ich doch, diejenige hätte es nicht gebloggt, wenn sie es nicht hätte teilen wollen/müssen. Und dann ist das auch ok. Manchmal muss man einfach was loswerden.“

Der Extremfall

Ganz klar: Die endgültige Grenze aller Offenheit ist dann erreicht, wenn Trolle und/oder Stalker ins Spiel kommen. Das musste die Betreiberin von „Lakritz und Schokolade“ erleben, als es darum ging, ihre „berufliche Zukunft zu sabotieren.“

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Sonderfall: Offenheit und Krankheit

An dieser Blogparade haben mehrere Menschen teilgenommen, die nicht wirklich „gesund“ sind, kranke Kinder haben, kurz: eine ganze Menge Lebens-Zumutungen auf dem Buckel haben. Das öffnet – hoffentlich nicht nur mir – die Augen für einen ganz speziellen Aspekt der Frage nach der Offenheit, dem Privaten in einem Blog. In heftiger Weise kollidieren da nämlich oft der Wunsch nach Aufklärung, Anhaltspunkten und/oder Netzwerken für andere Betroffene mit den eigenen Grenzen  möglicher Offenheit. Stellvertretend dafür hier ein Zitat von „Meine Clusterkopfschmerzen“: „Aktuell führe ich meinen Blog noch anonym, da ich mitten im Berufsleben stehe und Angst habe, dass meine Vorgesetzen irgendwann Informationen erhalten, die nicht gut ankommen würden. Ich denke, wenn ich mich als Person zu erkennen geben würde, dann könnte ich nicht mehr so offen schreiben wie ich es derzeit tue. Da dieser Blog für mich zur Krankheitsbewältigung und für andere zur Aufklärung dienen soll ist das aber ein sehr wichtiger Punkt.“
Dieses Blog wird übrigens anonym betrieben – was mir zunächst gar nicht auffiel, so persönlich sind da viele Beiträge… So geht es also auch!

Ganz ähnlich auch die Betreiberin von „Meine Jahre“: „Ich berichte in meinem Blog offen und ehrlich über sehr Persönliches – in einer gewissen Anonymität. Wer mich gut kennt, wird die Schlussfolge ziehen können, dass dies mein Blog ist. (…) Natürlich verwende ich KEINE Namen, auch nicht meinen eigenen, zum Schutz.“ Der ganze Beitrag hier.

Das Problem mit der Offenheit haben aber nicht unbedingt nur die von Krankheit Betroffenen, sondern auch deren Leser/innen. Das beschreibt Zimtschnute an einem vermutlich fiktiven Beispiel ganz plastisch: „Eine Beautybloggerin, der ich schon seit vielen vielen Jahren folge, erkrankt schwer. Möchte ich das auf dem Blog lesen? Für die Bloggerin ist es sicher eine Art, besser damit umzugehen. Vielleicht will sie sich etwas von der Seele schreiben.. hat sonst niemanden, der ihr zuhört… will anderen Lesern vielleicht auch Kraft vermitteln… Hey, du bist nicht alleine usw.. Andere wiederum lesen dies und fühlen sich durch solche Beiträge gestärkt oder getröstet. Aber inwiefern möchte ich selbst das an mich heran lassen? Möchte ich mir Sorgen um sie machen müssen? Nein, eher nicht… Es geht nicht darum, dass mir das nicht Leid tut, was ihr widerfahren ist oder dass es mich kalt lässt, ich möchte es nur nicht an mich heran lassen.“ Und sie schlägt vor, die Themen zu trennen: ein Blog über die Krankheit und – wenn möglich – den Beautyblog ohne Beiträge zur Krankheit weiter zu führen. Da geht es ganz klar um die Erwartungen an ein Blog. Aber auch um das, was LeserInnen sich selbst zumuten wollen – oder können.

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Egal, ob krank oder gesund: Offenheit allein ist nicht alles, worauf es ankommt

Nicht wenige schaffen es, auch ohne Namensnennung (oder Kinderfotos…) ehrlich und offen in ihren Blogs zu sein. Jetzt bitte ich wirklich all diejenigen, die meinen, dass nur die „namentliche Offenheit“, am besten mit Ganzkörper-Foto, Geburtsdatum und allem Drum und Dran „echt“, authentisch oder ernst zu nehmen sei, an dieser Stelle noch mal ganz genau hinzusehen! Denn das Fehler der „vollständigen Offenheit“ kann durchaus berechtigte Gründe haben. Das Schreiben über Krankheiten zum Beispiel. Oder die Beschäftigung mit der Familie. Ein berechtigter Wunsch nach Anonymität. Oder eigne Schamgrenzen, Schüchternheit, berufliche Ängste….

„Ich will erzählen und ich versuche es zart zu tun, aber ehrlich ist oft viel interessanter. An den Stellen, wo es etwas zu schützen gibt, schütze ich es. Wer denkt, dass ich viel preisgebe, der weiß nicht, wieviel ich beschütze“. Kirsten Fuchs.

Einen schlauen „Mittelweg“ hat Claudia Münster gefunden: „Wie viel Persönliches mag ich preisgeben? Diese Frage stelle ich mir im Zusammenhang mit anderen Menschen, die mich zu Themen inspirieren. Mitmenschen, deren Privates ich nicht preisgeben geben will. Dafür habe ich meine wunderbare virtuelle Freundin Anna. Anna, die so viele Eigenschaften, Erfahrungen, Wünsche und Sehnsüchte in sich vereint. Anna ermöglicht es mir, Dinge und Themen von anderen Menschen aufzugreifen, ohne zu privat zu sein. Und  in Anna ist auch immer ein Teil von mir.“

Oder der Grund ist ganz simpel: Der Mensch, der da schreibt, will seine Anonymität gewahrt wissen: „Insbesondere liegt mir sehr an meiner Annenühmität. Alles, was die gefährden könnte, bleibt außen vor. Unter meinem Klarnamen hätte es wohl nur ein kleiner Bruchteil meiner Einträge in die Öffentlichkeit geschafft“, schreibt breakpoint. Und: „Gerade aus persönlichen Einsichten erfährt man viel mehr über einen Menschen, als durch ein gültiges Impressum mit seinem Namen und offiziellen Daten.“ Dazu kommt: Wer unter seinem Klarnamen bloggt, könnte schnell „Rücksicht auf die vielleicht mitlesenden persönlichen Bekannten nehmen, und sich selbst zensieren.“

Einen weiteren Aspekt – jetzt allerdings für ein „zu wenig“ an Offenheit – beleuchtet Sunny von sunny’s side of life hier: Wenn das Gegenüber nicht offen genug ist, wird der der Lesende/Zuhörende automatisch immer selbst versuchen, die „Lücken“ zu schließen. Denn solche „Lücken“ können – aus verschiedenen Gründen – „nervös“ machen, wie Sunny schreibt: „Genauso gibt es Blogger, die immer einen Teil der ‚Geschichte‘ im Dunklen lassen. So was lese ich nicht gern. Es macht mich nervös. Ich mags nicht, wenn „Gesprächspartner“ bewusst wichtige Fakten verdunkeln. Auch im Gespräch nicht. Da denke ich mir dann: ‚Weißt Du was, entweder Du erzählst es ganz, oder gleich gar nicht‘. Ich mag da nichts dazu erfinden, damit mein Hirn einen Zusammenhang verarbeiten kann.“

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Sonderfall: Offenheit und Familie

Ganz eigener Art sind die Bedürfnisse jener Menschen, die ein Blog betreiben, aber ihre Familie schützen wollen. Was natürlich besonders schwierig wird, wenn man in der Ich-Form schreibt. Oder wenn der Inhalt des Blogs darin besteht, dass eine Mutter allein mit ihrer Tochter auf Reisen ist – und genau darüber bloggt. Wie Kirsten Fuchs, die über ihre Tochter sagt: „Ich verschweige ihren Namen und rücke ihr Gesicht nicht raus. Der Blog könnte erfolgreicher sein, wenn ich niedliche Kinderbilder verwenden würde (…) Klar, will man allen zeigen wie wirklich niedlich das Kind ist, aber immer, wenn mir danach ist, mache ich ein Foto von meinem Hund und stelle es rein.“ Ganz klar: Das Kind wird geschützt. „Es ist IHR Gesicht und sie soll entscheiden, wann sie ihr Gesicht dem Internet zeigt.“

Ganz ähnlich Zimtschnute: „Ja, ich habe eine Tochter und ich habe eine tolle Tochter… spielt sie aber hier eine Rolle? Nö. Kinderfotos gehören weder auf Facebook noch auf einen Blog. Ich freue mich auch für andere Blogger, die schwanger sind oder ein Kind bekommen haben, aber dass dann ständig unverpixelte, und wenn möglich direkt vom Fotografen, Fotos dieser Babys auf dem Blog erscheinen und jeglicher Windelinhalt und Gefühlsschwankungen der Mutter auf dem Blog landen, kann ich nicht nachvollziehen und führen eher dazu, das ich nicht weiter folge“.

„Manche Alleinerziehende machen sich völlig nackig mit ihren Problemen. Ich bevorzuge doch einen gewissen Schutz meiner Privatsphäre. Den Namen meines Kindes muss nicht jeder wissen“, schreibt „Kultmama“ Silke.

„Zudem bin ich Elternbloggerin. Da steht es mir eigentlich nicht zu über z. B. politische Themen zu diskutieren. Ich bin im Netz sichtbar, aber meine Familie nicht. Ich schütze, was und wer geschützt werden möchte“, schreibt Dani von „Glucke und so“.

Sabine Gimm: „Meine Familie ist und bleibt im Hintergrund. Weder mein Mann noch meine Kinder werden an die Öffentlichkeit gezerrt. Sie wollen es schlichtweg nicht.“

Ähnlich Tina: „Allerdings halte ich Beiträge und Fotos über meine Familie oder Freunde für unpassend. Dies ist meine Spielwiese und ich achte darauf, niemanden zu brüskieren. Wer nicht genannt oder gezeigt werden möchte, der kommt hier auch nicht vor.“ (Tina’s Augenblicke, hier)

Aber auch, wenn es „nur“ um Freund oder Ehepartner geht, halten viele BloggerInnen freiwillig klare Grenzen ein: In Bezug auf ihren Freund schreibt „Checkerin“ hier: „Persönliche Dinge, die ihn direkt betreffen, etwas allzu Privates von ihm preisgeben, ist für mich tabu. Weil er es nicht will und ich das respektiere und verstehe.“

Oder Dani von „Glucke und so“: „Ich sprach auch vorher alles mit meinem Mann ab, denn er ist ja irgendwie ein bisschen involviert. Er machte mir ganz deutlich was ein No Go ist und was für ihn ok ist. Da er grundsätzlich nix von Öffentlichkeit hält, ist mein Blog kein Thema bei uns.“

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Welche Blogs lest ihr selbst gern? (Oder nicht…)

„Ein Blog, den ich gerne wiederholt besuche, muss eine ‘Seele’ haben“, schreibt Musikhai hier.

AnnaLenaKat schreibt: „Ich möchte auch Empfindungen und Emotionen haben, wenn ich woanders lese…“

„Geht es aber um Kosmetik oder Mode, fühle ich mich eher wie eine Freundin, die den Blog liest und sich im übertriebenen Sinne regelmäßig mit ihrer Freundin trifft zum Austausch über die neueste Schminke oder wie die neue Hose von H&M aussieht. Da möchte ich gerne auch ein paar Details aus dem Leben der Bloggerin wissen“, Moppi.

Weibswort: „Für mich stellt sich eher die Frage, ob ich mit der Bloggerin auf einer Wellenlänge liege oder nicht. Wenn ja, dann lese ich fast jeden Post und mag eigentlich beinahe alles, was veröffentlicht wird. Wenn nicht… ja… dann ist eh Hopfen und Malz verloren. Wenn ich überhaupt eher ‚unpersönlichen‘ Blogs folge, dann sehe ich sie als reine Inspirationsquelle oder als Onlinemagazine. Bei den persönlich geführten Blogs spielt logischerweise auch immer die Person hinter dem Text eine Rolle.“

Neutrale Blogs verfolge ich nur selten.. dann könnte ich auch ein Sachbuch lesen.Ausnahmen sind Blogs von Fotografen, da interessieren mich (fast) alle Bilder… aber auch da möchte ich wissen mit wem ich es tun habe.“ Das schrieb Petra von törichtes Weib.

Piri Ulbrich von „voller Worte“ setzt aus der Negativ-Definition an: „Nur Blümchenblogger und Heiteitei und Schöne Welt-Blogger, die mag ich nicht. Alles ist gut – gibt es nicht“.

Auch Dani von „Glucke und so“ weiss genau, was sie nicht mag:Ich folge keinen Blogs, die z.B. nur noch Werbeposts schreiben und eine unreelle Geschichte drumrumbauen. Meine Liste der Blogs, die ich eigentlich noch lese, hat sich im Laufe der Monate stark verändert. (…). Viele Blogger lassen sich kaufen und verkaufen ihre persönliche Note komplett.“

Ganz ähnlich sieht das Kato von Innocent Glow: „Produkttestblogger. Die Vorboten der Hölle. Testberichte zu Putzlappen, Handyhalterungen fürs Auto und Klosteinen…“

Oder breakpoint: „Bleibt mir weg mit Foodblogs, Fashionblogs und ähnlichem Zeug. Ich möchte schon ein paar Einzelheiten (allzu intime Details überlese ich, weil die mich bei anderen nicht interessieren) aus dem Leben des Bloggers erfahren. Ansonsten sehe ich kaum einen Sinn dahinter, ein Blog regelmäßig zu verfolgen.“

Noch ein Aspekt: „Religiöse oder politische Weltanschauungen lese ich nicht gerne auf einem Blog. Für solche Gespräche ist das der falsche Rahmen. Das ist etwas fürs gesprochene Wort, von Angesicht zu Angesicht.“ Sunny von sunny’s side of life hier.

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Mein Spezialthema: das Älterwerden

Haben Offenheit und Älterwerden etwas miteinander zu tun? Wer das überhaupt thematisiert hat (war ja auch gar nicht Bestandteil meiner Haupt-Fragen…), landete irgendwie immer bei einem „Jein“. Etwa Christiane mit ihrem Blog „Pflaumbaumlaube“. Sie schrieb hier: „Mein Alter (ich bin jetzt 53 Jahre alt) spielt in meinen Texten vordergründig als Thema keine Rolle. Dazu gibt es zu viele Dinge, die nichts mit meinem Alter, aber trotzdem viel mit mir zu tun haben. Das Alter spielt dennoch bei der Themenwahl eine Rolle.“

Karin Austmayer hat es zwar sehr klar definiert, ein „Jein“ ist es trotzdem: „Ich bin, wie ich bin und das hat nichts oder nur wenig mit meinem Alter zu tun.“

Claudia Klinger sieht das ähnlich, als sie sich Gedanken über die Zusammenstellung ihrer verschiedenen Blogs macht: „Altern ist sehr persönlich und gehört nicht ‚ausgegliedert‘. Es war wohl auch die Angst damit verbunden, durch entsprechende Beiträge ‚zum alten Eisen gezählt‘ und nicht mehr ernst genommen zu werden – Bedenken, über die ich mittlerweile hinaus gealtert bin. :-)“

Ganz unproblematisch ist es also doch nicht, scheint mir…. denn genau diese Sorge, als „Alte“ nicht mehr ernst genommen zu werden, sitzt vielen von uns (noch) im Nacken. Behaupte ich jetzt mal. Aber das ist meine ganz private Einschätzung…

Und doch, auch hier gibt es eine Ausnahme: die Septemberfrau mit ihrem glasklaren JA: „Mein Blog soll Impulse geben für Frauen in der 2. Lebenshälfte. Also muss da alles hinein, was mich auf meinem Weg in diesen Lebensabschnitt belastet, was mich freut, an welchen Fragen ich mir die Zähne ausbeiße und auf welche Lösungen ich bei meiner Suche gestoßen bin bzw. welche funktionieren, weil ich sie ausprobiert habe. Ich fühle mich gewissermaßen dazu verpflichtet, Privates oder sagen wir mal persönliche Ansichten, Meinungen und Erlebnisse preiszugeben. Alles andere wäre für mich Larifari, Gewäsch, Darumherumgerede.“ Gut, vermutlich würde sie das auch tun, wenn sie 30 wäre… aber sicher nicht mit der gleichen Erfahrung.

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Tja, und was ist jetzt das Fazit?

Die Faustformel für das richtige Mischungsverhältnis von privat und öffentlich, die „Schmerzgrenze für alle“ – die gibt es nicht. Wir sind individuell, fühlen und denken unterschiedlich. Und das ist gut so. Ich mach es mir jetzt mal ganz einfach, und sage – der Jahreszeit – entsprechend: „Jeder Jeck is anders.“ Behaupten jedenfalls die Rheinländer. Ist sicher richtig.

Ich bin so froh darüber, dass ich euch dazu „angestiftet“ habe, über all diese Fragen nachzudenken….  eure Beiträge haben so viel Spannendes, Bedenkenswertes ans Licht gebracht! Manches nochmal neu definiert, zurecht gerückt. Euch selbst und eure Blogs „beleuchtet“, über Zweifel, Vorlieben und No Gos geschrieben. Ihr habt Fragen beantwortet und neue gestellt… Für mich war das eine super spannende Erfahrung – tausend Dank dafür!

 

Ich freue mich, wenn ihr diesen Beitrag in die Welt tragt ... danke!

22 Gedanken zu „Wie ist das jetzt mit der Offenheit? Auswertung Blogparade, Teil 2

  1. Ja.. das war echt interessant! DANKE!
    Ich werde versuchen noch einige der anderen Blogs zu besuchen.. (es artet langsam in Arbeit aus, nein das war Spaß!)… aber klar, jeder Mensch ist anders, jeder Blogger auch!
    🙂
    LG, Petra

    1. Gern geschehen…. Manchmal kam ich mir dabei vor wie als Kind auf einer Blumenwiese…. als es da noch 7.000 verschiedene Pflanzen gab. Oder so.
      In jedem Fall war es ein schönes Gefühl. Damals wie heute, wenn auch natürlich ganz anders. (Bah, sorry, poetischer Erguss Ende!)

  2. Liebe Maria,
    das ist ja umwerfend, mit welcher Verve du dich da an die Arbeit gemacht hast. Und wie spannend das zu lesen ist.
    Offenheit ist nicht alles. Das fiel mir gleich ins Auge. Oft wird auf Blogs recht offen über Belangloses geschrieben. Schade. Denn was wird da zugedeckt. Was will eigentlich hinaus? Brauchen wir noch eine Erlaubnis über sogenannte Tabuthemen zu schreiben? Mit großem Wohlwollen registriere ich bei den Ü50-Bloggerinnen, dass sie die Schleier lüften. Sich trauen, über Wesentliches zu schreiben. Ganz besonders hilfreich finde ich dabei, dass wir voneinander wissen. Das unterstützt und gibt Rückendeckung. Anfangs dachte ich, ich wäre die einzige Bloggerin jenseits der 50. Und als ich mich getraut habe, den ersten Artikel über ein Schamthema zu schreiben, gab mir das so einen enormen Schub.
    Also vielen Dank für deine enorme Unterstützung 🙂
    Alles Liebe
    Birgit

    1. Liebe Birgit, ach, das tut wirklich gut! Nein: Ich hab das Gefühl, dass du das bist, die da so gut tut… wie auch immer du das anstellst…. sei bedankt dafür! Und natürlich ist genau das meine wichtigste Intention: Mut zu machen. Manchmal auch mir selbst….
      Herzlichen Gruß
      Maria

  3. Liebe Maria, ein schier unerschöpflicher Fundus ist Deine gründliche Auswertung. Ich bin immer noch beim Stöbern, Entdecken und Reinlesen in die einzelnen Blogs. Eine Bitte habe ich in eigener Sache: Würdest Du bitte den Namen meines Blogs korrigieren, es muss richtig heissen: Pflaumbaumlaube (nicht Pflaumen…). Danke! Lieben Gruss von Christiane.

  4. Chapeau auch zum zweiten Teil Deines Resümées, liebe Maria!

    Ich bin immer noch stolz darauf, dass Du mich zu dieser Blogparade eingeladen hattest, die meine erste gewesen wäre. Doch bin ich mir nach dem Lesen recht sicher, dass ich das Thema verfehlt hätte. Klar, gebe ich auf meinem Blog etwas preis, will zeigen, wie ich ticke. Doch immer in Hinsicht auf meine Arbeit, um spüren zu lassen, mit wem ich gerne zusammenarbeiten würde und mit wem nicht. Mehr ist es halt nicht.

    Die vielseitige Beteiligung, Dein Standing und die von Dir zusammengetragene Vielfältigkeit ist beeindruckend!

    1. Liebe Claudia, eigentlich bin ich ja eine Bewohnerin der Bücherwelt…. Und dein Blog kommt mir langsam so vor wie damals, als in unsrer Familie jemand „aus Versehen“ den teuren Brockhaus bestellt hatte…. Und regelmäßig kam dann immer ein neuer, dicker Band dazu. Natürlich „liest“ man den Brockhaus nie wirklich. Aber dieses Gefühl „meine Güte, eine solche Fülle an Informationen!“, das ist absolut vergleichbar. Und so wenig, wie ich den Brockhaus je ganz gelesen habe, werde ich es wohl je bei deinem Blog schaffen. Aber irgendwie ist es auch schön zu wissen: Da gibt es noch so viel zu entdecken. Und das gilt nun mit Sicherheit gleichermaßen für Brockhaus wie für Claudia Klinger….
      Herzlichen Gruß
      Maria

  5. Die Blogparade an sich war ja schon interessant. Aber deine Zusammenfassung hat dem nochmal die Krone aufgesetzt. Ich habe mir tatsächlich einige der hier zusammengetragenen „Gedankenanstöße“ notiert. Sicherheitshalber. 😉

    1. Liebe Sabine, meine gute Fee!!! Dank dir für deine Aufmerksamkeit!!! Tatsächlich hatte ich die ganze Zeit Angst, dass GENAU DAS geschehen könnte… (Dann muss es wohl auch so kommen, arrrgh!) Ich werde den Fehler sofort ausmerzen. Sunny KOMMT zu Wort, das ist völlig klar!
      Herzlichen Gruß
      Maria

  6. Noch mal: Bravo! Du hast eine lesenswerte Studie mit einem recht großen Sample zum Thema „Persönliches im Blog“ vorgelegt. Zu bedenken wäre vielleicht, dass die, die nicht ihr eigenes Leben zum Thema machen, sondern andere Themen haben, gar nicht geantwortet haben. Liebe Grüße! Gerda

    1. Liebe Gerda, ja. Das stimmt natürlich. Aber ich vermute mal, wer nur über „Dinge“ blogt, der hat weniger mit den Fragen von Privatheit/Offenheit zu kämpfen als jemand, der über sich selbst schreibt…. Obwohl: Die Grenzen sind sicher fließend. Und wenn etwas zur „Herzenssache“ wird, sieht es auch schon wieder anders aus… Ja. Ich fürchte: Es ist ein schier unerschöpfliches Thema…
      Herzliche Grüße
      Maria

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